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Sagenabend im Kulturzentrum

Alte Sagen, „Schäwesch-Säck“ und „Oassearen“

 

Schieferverein bot Sagenabend im Kulturzentrum Schieferregion

Werner Wendel und Gertrud Gilles lasen die alten Sagen der Schieferregion. Zum Abschluss der Veranstaltung wurden historische Weihnachtsbackwaren verkostet.

Einen geheimnisvollen Abend erlebten etwa 35 Zuhörer anlässlich der „Sagenlesung Schieferregion“, welche der Schieferverein kürzlich im Kulturzentrum in Müllenbach durchführte. Vereinsvorsitzender Dieter Laux betonte in seiner Begrüßung die Bedeutung von Sagen und Geschichten in früherer Zeit.

Sagen und Legenden haben sich über Jahrhunderte erhalten und wurden in Generationen übermittelt. Meist in den Abendstunden, nachdem die Ruhe nach der täglich harten Arbeit eingekehrt war, hat man sich die Geschichten in der warmen Stube erzählt. Was für uns heute das Verweilen vor dem Fernsehgerät ist, waren in den vergangenen Jahrhunderten diese abendlichen Gespräche am Herdfeuer in der „goot Stuff“, wie man in der Eifel zu sagen pflegt. Besonders die „Lausternächte“, jene erhobene, lichtwarme Zeit zwischen Weihnachten und Dreikönig war geradezu prädestiniert um sich die althergebrachten Sagen zu erzählen. Die Alten gaben die Inhalte an die Nachfahren weiter, so sorgte man für den Erhalt der Überlieferungen. Ganz eindringlich ermahnten die vielen kleinen und großen Erzählungen die Menschen, immer redlich zu handeln. Die Vermittlung von Werten, Moral, Tugenden und Religiosität bildeten weithin den Inhalt der Sagen und Legenden. So kann man wohl behaupten, dass sie ganz klar der Volkspsychologie dienten. Ausreißer aus dem hierin vermittelten Wertemuster sahen ihrer himmlischen oder auch weltlichen Strafe auf dem Fuße entgegen. Die Angst vor dem Tod, der uns allen irgendwann bevorsteht, wird für all jene die sich gläubig und gottesfürchtig zeigen, weich gezeichnet. Derjenige, der sein Leben lang sträflich agiert und gotteslästerlich gehandelt hat, wird auch nach dem Tode keine Ruhe finden und als rastloser Geist durch die Gewanne ziehen.

Da es meist die Lehrer waren, die mit Hilfe der Schulchroniken die alten Sagen in die Neuzeit gerettet haben, sollten auch am Sagenabend die ortsansässigen Lehrer die Geschichten zum Vortrag bringen. Mit Gertrud Gilles aus Müllenbach und Werner Wendel aus Laubach, fanden sich hervorragende Vorleser, denen es gelang, die Zuhörer mit ihren Vorträgen zu fesseln. Holzfrevler, Hexen, geheimnisvolle Stimmen im Wald, Goldstücke am Höchstberg oder das bekannte Kaulenmännchen waren Inhalt der althergebrachten Überlieferungen die bei Kerzenschein und schummriger Beleuchtung im Kulturzentrum gelesen wurden. Geheimnisvolle Stille während den Lesungen zeugte vom großen Interesse des Auditoriums an den Geschichten der Altvorderen. Intensiv wurde nach jedem Vortrag über die heutige Lage der Distrikte und Spielorte der Sagen diskutiert, die sich sämtlich im Bereich Müllenbach, Laubach und Leienkaul befanden. Wo stand das Heiligenhäuschen auf dem Acker? Stimmt es tatsächlich, dass in einem Nachbarort noch im 20. Jahrhundert der Hexenglaube existent war, und dies auch noch in der Schulchronik verbrieft ist? Hat der Distrikt „Hexenkäulchen“ seinen Namen nach tatsächlichen Begebenheiten erhalten? Ein wenig Wahrheit steckt in jeder Sage so heißt es allenthalben. Wo aber steckt die Wahrheit in jeder einzelnen Geschichte? Es wird auch für die kommenden Generationen ein Rätsel bleiben.

 

Den Abschluss des Abends bildete ein Rückblick auf die Weihnachtsbäckerei in alter Zeit. Gertrud Gilles und Irene Valerius hatten gemeinsam weihnachtliches Hefe-Backwerk geschaffen, welches einigen der anwesenden jüngeren Gäste nicht mehr bekannt war. Man staunte über die liebevoll hergestellten „Wecke-Dutzen“, „Oassearen“ (Ochsenaugen), „Schäwesch Säck“ (Schäfer-Sack, mit und ohne Henkel) und „Zöpp“ (Zopf), die einige in ihrer Jugend noch auf dem Gabentisch fanden, wie sie berichteten. Gemeinsam stellte man fest, der „Räider“ (Reiter) fehlt noch in der Sammlung. Meist waren diese Backwaren, neben etwas Obst und Nüssen die einzigen Weihnachtsgeschenke, so erinnerte man. Das gemeinsame „koaren“ (Geschmacksprobe) der Weihnachtsbäckerei bildete den gelungenen Abschluss eines schönen Geschichtsabends im Kulturzentrum Schieferregion.

Ein Korb voller historischer Weihnachtsbäckerei hatten Irene Valerius und Gertrud Gilles zum Sagenabend mitgebracht.

Gertrud Gilles präsentiert den "Schäwesch Sack (mit Henkel)"

Begeistert waren die Gäste des Sagenabends als sie zum Abschluss die historischen Weihnachtsbackwaren  "koaren" (kosten) durften.

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