Vereinsmitteilungen

Letzter Bergmann des Kaulenbachtals verstorben

Schieferregion trauert um ihren letzten Bergmann

 Hubert Klinkner aus Leienkaul, der letzte untertägige Bergmann des Müllenbacher Dachschieferwerks, ist im Alter von 89 Jahren verstorben.

Hubert Klinkner (Mitte) im Gespräch mit Jubiläumswanderführer Wolfgang Fröschen (142 Führungen auf dem Schiefergrubenwanderweg) und Dieter Laux (Links), Vorsitzender des Vereins zur Erhaltung der Schieferbergbaugeschichte, anlässlich der Eröffnung der Gedenkwand "All de duude Koulemänner" 2019 auf der Herrenwiese im Kaulenbachtal.    Foto: Kazimierz Forys

Er war der letzte noch lebende untertägige Schieferbrecher des Kaulenbachtals, Hubert Klinkner aus Leienkaul. Seine spannenden Erzählungen und Berichte von den Arbeitsverhältnissen auf dem Müllenbacher Dachschieferwerk „Mariaschacht“ in Leienkaul waren nicht nur dem Verein zur Erhaltung der Schieferbergbaugeschichte eine wichtige Quelle, auch seine Angehörigen lauschten häufig den Geschichten des Bergmanns. „Mit Hubert Klinkner geht ein Zeitzeuge, den wir sehr vermissen werden“, bedauert Dieter Laux, der Vorsitzende des Schiefervereins. Klinkner war nach seiner Schulentlassung 1946 und einer danach folgenden Lehre als Huf- und Wagenschmied im Jahre 1951 auf dem Müllenbacher Dachschieferwerk „Mariaschacht“ eingestellt worden. Als Grubenschmied hatte er sich beworben, jedoch an seinem ersten Arbeitstag auf der Grube musste einem Personalmangel unter Tage Rechnung getragen werden und der junge Hubert bekam die obligatorische Karbidlampe und den Lederhelm in die Hand um in den Tiefen des Kaulenbachtals als Schlepper – zuständig für den Transport der schweren Schieferplatten von der Abbaustelle zu den Schieferloren auf der Förderstrecke – eingesetzt zu werden. Unter Tage wollte er eigentlich nie, zu oft hatte er von schrecklichen Unfällen und der beklemmenden Enge in den Schieferstollen, die mittlerweile in der 7. Sohle (185 Meter Teufe) bearbeitet wurden, gehört. Hier, noch etwa 20 Meter unter dem Bett des Endertbaches, waren die Feuchtigkeit und der Schmutz ständige Begleiter bei der Ausführung der kräftezehrenden Arbeit eines Schleppers. Vier lange Jahre fuhr Hubert jeden Morgen mit dem Förderkorb in die Tiefe um den begehrten Moselschiefer zu fördern. Manche tragische aber auch lustige Anekdote konnte er über diese Zeit zum Besten geben. Eine glückliche Fügung wollte es, dass eines Tages übertägig beide Schmiede in der Schlosserei erkrankten und Hubert Klinkner gefragt wurde, ob er als gelernter Schmied die Arbeit in der Schlosserei übernehmen würde. Freudig stimmte er zu und hoffte damit der schweren Arbeit in den Schieferstollen unter Kaulenbach und Endert für immer den Rücken zu kehren. Allein die Freude über die neue Arbeit wehrte nicht sehr lange. Als beide Schmiede gesundeten und ihre Arbeit aufnehmen konnten, sollte Klinkner wieder als Schlepper in den Berg einfahren. Mit den Worten „Heute Nachmittag ist für den Herrn Klinkner hier Feierabend“ wurde er am 10. April 1956 beim Grubenleiter vorstellig und hat danach das Grubengelände tatsächlich nie mehr betreten. Es war nicht die Kameradschaft, die auf der Schiefergrube als eine ganz besondere bezeichnet werden darf, die ihn zu diesem Schritt bewegte, es war die Unzuverlässigkeit der Betriebsführung deren Aussagen man nicht vertrauen konnte, so berichtete er.

Der junge Hubert Klinkner (rechts) mit seinen Bergmannskameraden im Jahre 1952 kurz vor der Seilfahrt zur 7. Sohle (185 Meter Teufe) der Grube Mariaschacht.    Foto: Archiv Schieferverein

Nach der Zeit auf der Schiefergrube arbeitete Hubert Klinkner für kurze Zeit in einem Basaltwerk der Eifel um später 33 Jahre lang als Schmied in der Luftfahrzeugwerft des Jagdbombergeschwaders 33 in Büchel zu wirken. Die Zeit auf der Schiefergrube war ein Erlebnis welches er in seinem Leben nicht missen mochte. Wie die Geschichte des Schieferbergbaus im Kaulenbachtal durch den Schieferverein erhalten wird, dass imponierte und erfreute Klinkner in den letzten Jahren. Eines der schönsten Erlebnisse, so berichtete er, war die Einladung des Vereins anlässlich der Enthüllung der Gedenkwand „All de duude Koulemänner“ im vergangenen Jahr auf der Herrenwiese im Kaulenbachtal. Hier durfte er gemeinsam mit dem Vereinsvorsitzenden die Gedenktafeln für all seine Bergbaukameraden enthüllen, die in den vergangenen Jahrhunderten in den Tiefen des Kaulenbachtals ihr Leben lassen mussten. „Ein ganz besonderer Tag, den ich nie vergessen werde“, dass bekundete er immer wieder in den Telefongesprächen mit Dieter Laux, dem Vereinsvorsitzenden.

Eines der schönsten Erlebnisse, so berichtete Hubert Klinkner, war die Einladung des Vereins anlässlich der Enthüllung der Gedenkwand „All de duude Koulemänner“ im vergangenen Jahr auf der Herrenwiese im Kaulenbachtal.      Foto: Kazimierz Forys

Vieles wollte er noch erzählen damit die Geschichte der Schieferbrecher in den Archiven des Schiefervereins erhalten werden kann. Ein Treffen zwischen ihm und den Interviewern des Schiefervereins musste zuletzt wegen der Corona-Problematik abgesagt werden. Es war die letzte Möglichkeit für den Verein die Erzählungen eines Zeitzeugen festzuhalten, die nunmehr für immer unerzählt bleiben werden. Der Schieferverein indes, denkt darüber nach, dem letzten Bergmann des Kaulenbachtals ebenfalls eine Gedenkplatte an der Gedenkwand auf der Herrenwiese zu widmen. „Die Geschichte des Schieferbergbaus hat ihren letzten Zeitzeugen verloren, dem möchten wir dauerhaft gedenken“, so sagt Dieter Laux und spricht den Angehörigen das Beileid der Vereinsführung und der Mitglieder aus.

Copyright © 2016. Verein zum Erhalt der Schieferbergbaugeschichte Müllenbach | All Rights Reserved.