Der Bergmann
Der Bergmann Februar 2004
Ausgabe Nr. 22 | Februar 2004 |
Der Bergmann
Verein zur Erhaltung der Schieferbergbaugeschichte e. V. |
Inhaltsverzeichnis: | |
1. Sagen der Heimat | Dieter Laux |
2. 737 Wanderer beim Wanderspass im Kaulenbachtal | Dieter Laux |
3. Der schönste Schieferkirchturm der Christenheit... | Ursula Augustin |
4. Spezialbegriffe im Schieferbergbau | Dieter Peters |
Liebe Mitglieder!
Mit der neuen Ausgabe von ?Der Bergmann? hoffen wir, Ihnen Freude zu machen und Ihnen Interessantes rund um den Schiefer berichten zu können. Für Samstag, 17. April um 19.00 Uhr (Änderung !!!) ist unsere Jahreshauptversammlung im Gasthaus Arnold in Müllenbach geplant. In diesem Jahr steht die Wahl des Vorstands an, den die Satzung alle drei Jahre vorschreibt. Deshalb bitten wir Sie alle herzlich zu
kommen.
Auch wenn vom Jahr 2004 der Januar schon vorbei ist, so möchten wir Ihnen für das restliche Jahr noch ein herzliches Glückauf wünschen, Gesundheit und Zufriedenheit und nur Schönes für Sie!
Ihr Redaktionsteam | |||
Ursula Augustin | Dieter Laux | Dieter Peters | Rolf Peters |
Der nächste Bergmann erscheint im Juni 2004. | Glück Auf |
Sagen der Heimat | Dieter Laux |
Sagen und Geschichten erzählen. In früheren Jahrhunderten das, was uns heute der Fernsehabend ist. War es nicht sehr viel gemütlicher, mit Nachbarn, Freunden oder Verwandten bei Kaminfeuer in der guten Stube zu sitzen als, so wie es heute stattfindet, sich vom Fernseher und den Medien nicht nur unterhalten, sondern nebenher auch noch gezielt beeinflussen zu lassen?
Die Menschen der damaligen Zeit hatten ihre eigene Form der Nachrichtenübermittlung. Landreisende, Händler, Hausierer und Handwerksgesellen brachten Informationen aus der Umgebung, fernen Orten oder gar fremden Ländern. Kommunikation war ein wichtiger Teil des täglichen Lebens.
Auch Träume und Erwartungen hatten die, meist in armen Verhältnissen lebenden, Schieferbrecher und Bauern unserer Gegend. Sie erzählten sich an den stillen Abenden die Geschichten, die von guten und von schlechten Zeiten berichteten, deren Inhalt an die Moral, Menschlichkeit, Gesetzestreue und die kirchlichen Pflichten erinnerten, aber auch an die Möglichkeit irgendwann einmal der Glückliche zu sein, dem alle Sorgen
genommen werden. In Müllenbach, Laubach und Leienkaul der Schiefermetropole im linksrheinischen Schiefergebirge, erzählte man sich, wen wundert es, die Sagen, Legenden und Geschichten aus dem Bergbau. Heute hier die erste Sage aus unserem Heimatort, weitere werden in den nächsten
Ausgaben des "Bergmann" folgen.
Schweigen ist Gold
Ein armer Schiefergräber aus Müllenbach freite ein schönes aber gleich ihm unbegütertes Dorfmädchen. Das junge Paar war sich in herzlicher Liebe zugetan und wünschte bald ein trautes Heim zu gründen, so es die dazu nötigen Taler zusammengespart haben würde. Das dieser Zeitpunkt bei dem kargen Verdienst des
Bräutigams noch in weiter Ferne lag, betrübte und bekümmerte die Liebenden sehr.
Als der junge Bergmann einst in den Stollen des Endert? und Kaulenbachtales tief unter der Erde Schiefersteine grub und in der Halbschichtpause traurig seinen trockenen Brotknausen knabberte, schlüpfte aus dem toten Nachbarstollen ein winziges Männlein.
Es nahm den erstaunten Burschen bei der Hand, führte ihn durch die dunklen Gänge und dann über eine steile Strickleiter tief ins innere einer riesigen Felsenhöhle. Dort lagen hochgeschichtet gleißende Gold? und Silberschätze. Davon durfte der überraschte Bräutigam sich die Taschen vollstopfen, mußte aber dem ?Kaulenmännlein? versprechen, strengstes Stillschweigen zu wahren, was der Beglückte freudig tat.
Die glanzvolle Hochzeit des jungen Schiefergräbers machte seinen plötzlichen Reichtum überall kund. Was Wunder, wenn Neider ihm das Geheimnis der Herkunft mit List zu entlocken versuchten. Aber eingedenk seines Versprechens ließ er nichts von jenem wundersamen Erlebnis im dunklen Berginnern verlauten. Schließlich löste ihm doch ein von den Neugierigen gespendetes Fäßchen Rebensaft die Zunge und verriet
im Weinrausch seine Begegnung mit dem Stollenmännchen. Noch am selben Tag begleitete man den Glücksburschen in die Schatzgrube. Er sollte neue Reichtümer aus der Berghöhle fördern. Zagend wagte der Treulose wieder den Abstieg über die Strickleiter, unterdes seine Mithelfer droben in der Hauptstrecke am Förderschacht warteten. Aber sie harrten vergebens. Als sie schließlich nach dem Verbleib des Vermißten forschten, konnten sie im zerfallenen Stollengang nur noch dessen Leiche bergen. Von den beschriebenen Schätzen fanden sie keine Spur.
Das Stollenmännchen hatte sich an dem wortbrüchigen Bergmann gerächt und ihn erwürgt. Seitdem ist der Berggeist keinem der Müllenbacher und Leienkauler Schiefergräber in den tiefen Gängen und Stollen der Endertberge mehr begegnet.
(Quelle: Erzählung nach Alfred Lehnen "Sagenborn der Heimat", Heft 1 / 1955)
Neue Ruhebänke im Kaulenbachtal
Die Vereinsmitglieder Hubert Köhn, Franz Schmitz, Wolfgang Fröschen und Kazimierz
Forys am 06.10.2003 beim Errichten der neuen Ruhebänke im Kaulenbachtal.
Insgesamt 4 neue Bänke wurden bei dieser Aktion installiert. Hier die Standorte: 2 x
Colonia, 1 x Herrenwiese, 1 x Holzkaul. Vielen Dank an die unermüdlichen Helfer.
Fotos: W. Fröschen
Vereinseigene Homepage im Internet
Für alle Mitglieder mit Internetanschluß bietet Klaus Pinkhaus mit der Erstellung einer
Homepage für den Verein zur Erhaltung der Schieferbergbaugeschichte ein neues
Informationsmedium. Neben der Geschichte des Schieferbergbaus finden wir alte
Fotos, Beschreibungen, Vereinsinformationen sowie die neuen Ausgaben des
Bergmann auf dieser noch im Aufbau befindlichen Seite. Die Adresse lautet:
www.schieferverein.de
737 Wanderer beim Wanderspass im Kaulenbachtal | Dieter Laux (Fotos: Klaus Pinkhaus) |
Das war Rekord, nachdem an den 3 Tagen zuvor etwa jeweils 500 Wanderfreunde ander SWR-4 Wanderspass-Aktion teilgenommen hatten, zog es genau 737 Wanderer ins "Eifeler Schieferland", sprich, auch ins Kaulenbachtal zwischen Müllenbach, Laubach und Leienkaul.
Nicht einmal der fast schon weltbekannte "Calmont Klettersteig", einen Tag später, mit einer Beteiligung von etwa 600 Wanderern, konnte da mithalten.
Schon früh am Morgen machten sich einige Mitglieder des "Verein zur Erhaltung der Schieferbergbau-geschichte" auf den Weg zur Herrenwiese im Kaulenbachtal, um für die Gäste des SWR-4 Wanderspass einiges an Darbietungen vorzubereiten. | Das Organisationsteam des Verein zur Erhaltung der Schieferbergbaugeschichte auf der Herrenwiese. |
Helmut Marx sollte auf einem Spaltbock die Arbeit des Schieferspalters zeigen, während Rudolf Labonte, auf dem Zurichtbock sitzend, die von Helmut Marx gespaltenen Schieferplatten zu dem Endprodukt Dachschiefer zurichten würde. Aus dem Privatbestand von Wolfgang Fröschen und dem Inventar der ständigen Ausstellung des Vereins, kamen zur Ausstellung: Schieferhämmer, Werkzeuge und Karbidlampen (in Funktion).
Zwei kleine "Millebaacher Soppedeppen" (Jennifer Laux und Hanna Buschwa) in stilechtem Outfit der Zeit um 1940 und mit den bekannten "Henkelmännern" (Soppedeppen) am langen Arm, sollten den Gästen vor Augen führen, wie damals die Väter und Brüder auf der Grube mit Essen versorgt wurden. Einzig die "Bergmannskuh" (Geiß) fehlte noch um das Bild der Bedingungen im Schieferbergbau jener Zeit abzurunden.
Nach dem Aufbau der Ausstellung und Vorbereitung der Vorführungen, trafen gegen 10:30 Uhr die ersten Wanderer der SWR-4 Wanderspass - Aktion, von Martental kommend, auf der Herrenwiese ein. An der Spitze eine Gruppe von Zeitgenossen, die das mit dem Wanderspass wohl ein wenig falsch verstanden hatten, und dachten, sie seien beim "Ironman" auf Hawaii. Nur wenige Blicke ließen sie über die ausgestellten Werkzeuge und Vorführungen schweifen, viel weniger noch genossen sie die atemberaubende Aussicht auf die mächtigen Schieferhalden, um sofort schnellen Schrittes den weiteren Weg zu suchen. Sie wurden später von den anwesenden Wanderführern gebremst und nochmals auf die Vorführungen hingewiesen. | "Millebaacher Soppedeppen? |
Plötzlich waren sie da. 737 Wanderer des SWR-4 Wanderspass bevölkerten die Herrenwiese. Begeistert wurden die ausgestellten Requisiten des Schieferbergbaus begutachtet.
Der Großteil der Wanderfreunde jedoch war sichtlich begeistert von dem, was der Verein zur Erhaltung der Schieferbergbaugeschichte hier organisiert hatte. Riesige Menschentrauben standen um den Spaltbock von Helmut Marx, während dieser vor laufender Kamera den Reportern seine Arbeit erklärte. Auch das Zurichten der "Leien" durch Rudolf Labonte wurde interessiert beobachtet. Wolfgang Fröschen erklärte den
Wanderern die Schieferwerkzeuge und die Funktion der Karbidlampe. Hunderte von Fragen mußten beantwortet werden. Das Interesse für den Schieferbergbau und den "Schiefergrubenwanderweg" war riesengroß.
Großes Interesse beim Spalten und Zurichten des Schiefers, welches Helmut Marx und Rudolf Labonte eindrucksvoll vor laufenden SWR-Kameras zeigten.