Der Bergmann

Der Bergmann Juni 2004

Ausgabe Nr. 23
Juni 2004

Der Bergmann

Verein zur Erhaltung der Schieferbergbaugeschichte e. V.
56761 Müllenbach Tel. 02653 / 6099 E-mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

Inhaltsverzeichnis:  
1. Bericht Jahreshauptversammlung Ursula Augustin
2. Der Tod stand ständig neben ihnen Werner Schumacher
3. Schwerverletzter Schieferbrecher - Wer gibt die letzte Ölung?
Bergmannslos
Rolf Peters
4. Spezialbegriffe im Schieferbergbau Dieter Peters

Liebe Mitglieder,

wir freuen uns, Ihnen die neue Ausgabe des "Bergmann" vorlegen zu können und hoffen, dass Sie ihn gerne lesen, auch wenn das zentrale Thema, Unfälle in den Schiefergruben, ein sehr ernstes ist.

Die Jahreshauptversammlung am 17. April im neuen Gemeindehaus in Müllenbach war mit 22 Teilnehmenden in etwa genau so gut (oder schlecht bei 103 Mitgliedern?) besucht wie in den Jahren zuvor. Der Bericht über das vorher gehende Jahr umfasste einmal die Aktivitäten am Schiefergrubenwanderweg. Dort haben einige unserer immer wieder zuverlässig anpackenden Mitglieder neue Bänke aufgestellt, wozu die Sparkasse das Material gestiftet hatte. Jetzt laden zwei neue Bänke am Juliusstollen und je eine auf der Herrenwiese und auf der Holzkaul zur Rast ein.

Im Oktober letzten Jahres war die regelmäßige Säuberungsaktion zusammen mit biodata.
Auf der Holzkaul wurde eine Stollenöffnung freigelegt. Die ist aber, obwohl fachmännisch durchgeführt, wieder eingestürzt. Jetzt ist da nur eine Ummauerung mit Blick auf eine Halde. Das Projekt "Besucherstollen" wurde überhaupt fallen gelassen, nachdem in Mayen etwas Ähnliches unter der Burg entstanden ist.
Die Dokumentation zum Schieferbergbau, die in der Alten Schule von Heinz Peters eingerichtet worden war, soll leicht verändert im neuen Gemeindehaus wieder aufgebaut werden. Wir haben ein Konzept erarbeitet, das vom Gemeinderat akzeptiert wurde.
Klaus Pinkhaus und Dieter Laux haben eine schöne neue Wanderkarte für den Schiefergrubenwanderweg gemacht. Sie ist farbig und übersichtlich.
Die geführten Wanderungen durch das Kaulenbachtal werden immer beliebter. Auch im letzten Jahr haben sich viele Gruppen durch das einmalige Tal führen lassen und viel Interessantes über den Schieferbergbau um Müllenbach, Laubach und Leienkaul erfahren. Man hört immer wieder, wie begeistert Besucher nach einer solchen Wanderung sind. Was wohl nicht mehr zu toppen ist, ist die "Wanderspaß"-Aktion vom SWR4 mit 737 Wanderern im Kaulenbachtal (im letzten "Bergmann" haben Sie einen Bericht gelesen).

Nach dem Jahresbericht hatte unser Kassierer Wolfgang Klinkner Erfreuliches über die finanzielle Lage des Vereins zu berichten. Nachdem die Kassenprüfer ihr positives Prüfungsergebnis mitgeteilt hatten, wurde der Vorstand einstimmig entlastet.

Die Vorstandswahlen, die alle 3 Jahre fällig sind, erbrachten einige Änderungen. Dieter Peters wollte vom Vorsitzenden zum stellvertretenden Vorsitzenden wechseln, und Wolfgang Fröschen und Günter Gilles schieden nach 9 Jahren aus dem Vorstand aus. Wolfgang Fröschen versprach aber, weiterhin dem Verein zur Verfügung zu stehen und vor allem seine Führungen weiter zu machen, die immer viel Anklang finden.
Der neue, zum Teil alte Vorstand sieht nun so aus: Vorsitzender Dieter Laux, Müllenbach, Telefon 02653-6099; stellvertretende Vorsitzende Dieter Peters, Müllenbach, Telefon 6002, und Manfred Adams, Laubach, Telefon 8916; Schriftführerin Ursula Augustin, Kaisersesch, Telefon 4311; Kassierer Wolfgang Klinkner, Leienkaul, Telefon 3001; stellvertretender Schriftführer und Kassierer Herbert Steffes-enn, Müllenbach, Telefon 3988. Die Vereinsanschrift ist Heideweg 8, 56761 Müllenbach.
Der neue Vorsitzende Dieter Laux warf einen Blick voraus. Für die Dokumentation im Gemeindehaus bat er um Ausstellungsstücke. Er beschrieb den Aufbau. In der Außenanlage werden einige Schieferblöcke stehen, evtl. auch eine oder mehrere Loren, und Infotexte, Fotos und Grafiken in 4 Schaukasten zu sehen sein. Darum herum wird eine Schieferwand in verschiedenen Formen und Deckungsarten angebracht, ähnlich, wie es in der Alten Schule war. Zwei bewegliche Vitrinen für den Innenbereich enthalten weitere Exponate. Dazu soll eine multimediale Schau den Besuchern den Schieferbergbau in der Region vorstellen, aber deren Finanzierung muss noch geklärt werden. Die Vitrinen für das Innere wurden von der Kreisverwaltung und von Lotto Rheinland-Pfalz bezuschusst. Vor dem Besuch des Schiefergrubenwanderweges kann man sich im Gemeindehaus einstimmen und informieren. Die Dokumentation macht gleichzeitig Müllenbachs Geschichte und die der Bewohner der Schieferregion anschaulich.
Neben der Dokumentation bekommt ein Archiv seinen Platz im Gemeindehaus. Hier wird alles gesammelt, was es an Unterlagen und Dokumenten zum Schieferbergbau gibt. Das Archiv wird jedem zugänglich sein. Der Flyer mit der neuen Wanderkarte, so regte Dieter Laux an, solle schwerpunktmäßig, zum Beispiel bei der Touristinformation Cochem, in Hotels und Pensionen der Umgebung, beim Alpenverein Sektion Koblenz etc. ausgelegt werden. Nachdem es eine Moselschieferstraße gibt (die ziemlich hinter unserem Rücken angelegt wurde), müsste dort auch der Schiefergrubenwanderweg ausgeschildert werden, worum Dieter Laux sich kümmern will.

Zwei Termine können wir schon angeben: Die herbstliche Reinigung mit biodata ist am 9. Oktober. Dabei spendet der Verein immer auch ein Mittagessen.
Am 17. Juli gibt es eine allgemein zugängliche Wanderung im Kaulenbachtal. Frau Dr. Corinna Lehr von biodata erklärt die Flora und Fauna. Wolfgang Fröschen berichtet über den Schieferbergbau.

Zum Schluss haben wir noch eine Bitte: Es kommt immer mal vor, dass bei Umzug vergessen wird, die neue Bankverbindung anzugeben. Das macht dann jedes Mal bei Rückbuchungen 2,50 Euro. Denken Sie deshalb bitte daran, Kontoänderungen an den Kassierer Wolfgang Klinkner durchzugeben. Danke.

Wir wünschen Ihnen einen schönen Sommer und schöne Begegnungen im und mit dem Kaulenbachtal.

Ursula Augustin


Der Tod stand ständig neben ihnen

Werner Schumacher

 

In den Schieferbergbauorten Müllenbach, Laubach und Leienkaul arbeiteten im 19. Jahr-hundert ungefähr 5/6 der männlichen Bevölkerung im Schieferbergbau. Für einen Tage-lohn von höchstens -,80 Pfennig (Mitte des 19. Jahrhunderts), der sich bis Ende des Jahr-hunderts auf 2,-- bis 2,50 Mark erhöht hatte, mit dem sie kaum ihre, meist zahlreiche, Familie ernähren konnten setzten sie täglich ihr Leben aufs Spiel. Täglich sah man die "Koulemänner" morgens mit ihrem blauleinenen "Brustsäckelchen" mit selbstgebackenem Schwarzbrot, Mehl- oder Kartoffelpfannkuchen und etwas gesalzener Butter gefüllt und der "Kaffebull" an der Seite, den derben Knutzenstock in der Faust und das unvermeidliche "Mötzchen", (eine kurze Holz- oder irdene Pfeife) im Mund auf die "Kaulen" ziehen um bis abends, bei anstrengendster Arbeit im Bergwerk zu arbeiten.
Nach getaner Arbeit in den Gruben halfen sie dann abends noch ihrer Frau und den Kindern bei der Feldarbeit, denn die meisten Schieferbrecher hatten noch weniges Ackerland, da sie allein vom Lohn im Bergwerk ihre Familie nicht ernähren konnten.
Zwar hatte sich das Leben im Schieferbergbau nach Einführung der Tiefschächte zum Besseren geändert. Früher stieg man auf in den Felsen eingehauene Stufen in die Erde, lud dort eine schwere Last von Steinen auf den Buckel und schleppte diese, auf dem Rücken gelegt, auf Händen und Füßen die Treppen hinauf ans Tageslicht, oft auch über Dielen welche die Abgründe überbrückten. Jeder spaltete die hervorgebrachten Steine selbst, waren sie gut, verdiente man etwas, waren sie nicht gut, kam es vor, dass der Bergmann 5 bis 6 mal am Tage in die Grube einstieg und jedes Mal mit einer Last von drei bis fünf Zentnern auf dem Rücken herausgearbeitet hatte und am Abend hatte er nicht einmal eine Mark verdient.
Und der Berg verlangte seinen Tribut, nicht nur dass die oft unterernährten Männer bei der Schwerstarbeit kränklich waren und früh starben, auch nicht die vielen kleineren Unfälle und auch nicht die gefürchtete "Silikose", die Staublunge waren ihre täglichen Probleme, nein, neben den Männern stand während ihrer Arbeit im Berg ständig der Tod durch Unglücke.
Statistiken des 19. Jahrhunderts berichten von einer durchschnittlichen Sterberate in den Schieferbergwerken durch Unfälle von 1 Mann pro Jahr.
In den Sterbebüchern von Müllenbach und Masburg, war es durchaus nicht üblich, dass der beurkundende Pastor auch die Todesursache angab, aber verschiedentlich kann man in diesen Sterbebüchern vom Tod im Schieferbergwerk lesen. Wir müssen deshalb davon ausgehen, dass folgende Bergbautote nur einen Bruchteil der durch Unglücksfälle im Bergwerk umgekommenen Männer darstellen:
In den Schiefergruben von Müllenbach, Laubach, Leienkaul und Masburg fanden lt. Sterbebücher der Pfarrgemeinden durch Unfälle den Tod:

17.06.1721 Miesen, Nikolaus aus Müllenbach starb durch einen Felssturz im Bergwerk; er war vermtl. wenig über 20 Jahre alt, verheiratet und hatte ein Kind.

19.02.1729 Wagner, Michael aus Eppenberg starb durch Steinschlag im Dachschiefer-bergwerk; er war verheiratet und Vater von sechs Kleinkindern und die Ehefrau Anna wieder schwanger. Die Ehefrau starb 1732 es hinterblieben sieben Kinder, das älteste 14 und das jüngste 3 Jahre alt.

16.10.1732 Kolbert, Nikolaus aus Laubach wurde durch Steinschlag in der Schiefergrube getötet

06.03.1819 Lefev Georg Wilhelm aus Leienkaul starb "jämmerlich durch Steinschlag" im Schieferbergwerk, er war Ehemann von Gertrud Welter und Vater von vier Kleinkindern

04.09.1823 Arenz Johann aus Müllenbach, 41 Jahre alt, Ehemann von Anna Maria Wilhelmi, Vater von drei unmündigen Kindern, starb durch einen Steinschlag in der Schiefergrube zusammen mit seinem Gehilfen Johann Ostermann aus Eppenberg.

04.09.1823 Ostermann Johann aus Eppenberg, wurde zusammen mit Johann Arenz aus Müllenbach vom Steinschlag in der Schiefergrube getötet

08.01.1825 Bantes Johann aus Müllenbach, Ehemann von Anna Christina Exius und Vater einer 2 Monate alten Tochter starb durch einen Steinschlag in einer Schiefergrube

1825 starb Arenz (Arentz) Johann beim Einsturz der Grube "Hoheley", seine Leiche konnte nicht geborgen werden. Die eingestürzte Grube wurde nicht mehr bearbeitet.

13.03.1829 Fischer Matthias, aus Müllenbach, Ehemann von Anna Margaretha Krämer, Vater von 2 Kleinstkindern und eines noch nicht geborenen Kindes starb durch Unglück im Schieferbergwerk

03.03.1829 Gerhards Peter Josef aus Müllenbach, 35 Jahre alt, Ehemann von Anna Sophia Schmitz und Vater eines minderjährigen Kindes starb durch Steinschlag im Bergwerk.

15.08.1839 Hölzer Urban aus Müllenbach, 36 Jahre alt, Ehemann von Maria Elisabeth Welter, starb durch Steinschlag in der Schiefergrube und hinterließ drei Kleinkinder und eine schwangere Frau

22.02.1853 wurde Welling Johann Josef aus Müllenbach, durch einen Steinschlag im Bergwerk getötet.

09.03.1853 Auf der Grube "Olligskaul I" bei Laubach wurden zahlreiche Bergleute verschüttet. Der Grubeneingang brach zusammen und 16 Bergleute waren 16-18 Stunden unter Tage eingeschlossen. Glücklicherweise wurde aber keiner verletzt oder gar getötet. Bemerkenswert ist, dass der zuständige Revierbeamte erst Wochen nach dem Unglück Kenntnis davon erhielt.

12.03.1854 Allard Nikolaus starb 22 jährig bei einem Grubenunglück

08.04.1854 Kronz Anton aus Laubach, ca. 44 Jahre alt, verheiratet mit Maria Elisabeth Steffes-mies und Vater von 9 Kindern, von denen aber bereits fünf im Kindesalter verstorben waren, starb plötzlich in einer Schiefergrube bei Kaisersesch

1857 Valerius Matthias, 20 Jahre alt, zerschmettert in einer Grube gefunden
05.09.1860 Köhn Reinhard aus Müllenbach verunglückte im Alter von 47 Jahren tödlich im Bergwerk durch Steinschlag, er war der Ehemann von Margarethe Scheid
aus Gillenbeuren und Vater von 8 Kindern, von denen 6 bei seinem Tode noch lebten

23.09.1865 Steffes-enn, Nikolaus aus Müllenbach, 30 Jahre alt, Ehemann von Anna Barbara Bourgeois (Buschwa) und Vater eines Kleinstkindes verunglückte tödlich in der Schiefergrube

10.07.1875 Gilles Peter aus Müllenbach, 45 Jahre alt, Ehemann von Anna Katharina und Vater von vier unmündigen Kindern verunglückte in der Grube "Heidenloch" tödlich

10.10.1875 Wölwer Hubert II aus Masburg, 47 Jahre alt, Ehemann von Maria Münch verunglückte tödlich in einer Schiefergrube. Er war Vater von sechs Kindern, von denen allerdings schon vier vorverstorben waren

28.10.1876 Lehnen Peter aus Müllenbach, 22 Jahre alt, der nach seiner Heirat mit Barbara Scheid nach Masburg verzogen war und Vater von 3 Kleinkindern war verunglückte tödlich in der Schiefergrube "Heidenloch"

06.08.1885 Regnier Theodor aus Laubach, verunglückte auf der Grube "Maria Schacht" tödlich. Er hinterließ seine Frau Maria Katharina Irmen und 5 Kinder

14.02.1889 Klasen Nikolaus aus Masburg, 36 Jahre alt, Ehemann von Anna Maria Weirich, Vater von 7 unmündigen Kindern starb durch Unglück in einer Schiefergrube.

11.11.1889 Theisen Anton aus Masburg, Ehemann von Anna Maria Hoffmann, Vater einer kleinen Tochter, er wurde in einer Schiefergrube verschüttet.

30.05.1892 Kreutz Josef aus Masburg, ungefähr 40 Jahre alt und verheiratet verunglückte tödlich in einer Schiefergrube

25.11.1892 Welter Johann aus Leienkaul/Breitenbruch, 28 Jahre alt, verunglückte auf der kleinen Grube "Flüsschen" auch "Grünewald" genannt, er war 26 Jahre alt. Ein schwerer Stein riss ihm Kopf und Leib auf, er war sofort tot.

20.12.1893 Gundert Matthias Josef aus Müllenbach, 30 Jahre alt, Ehemann von Anna Maria Reichard, Vater von zwei Kleinstkindern, verunglückte tödlich in der Schiefergrube "Colonia". Er wurde durch herabfallende Steine getötet

1893 Reichard(s) Stephan aus Müllenbach erblindete 40 jährig durch ein Unglück in der Schiefergrube und starb drei Jahre später

18.07.1894 Schopp, Johann Peter aus Leienkaul, 45 Jahre alt, verheiratet mit Elisabeth Knechtges aus Landkern und Vater von 4 Kindern verunglückte in der "Escher Kaul" tödlich. Ihm war ein schwerer Felsblock über den Leib gerutscht, so dass er an diesen Verletzungen verstarb.

07.08.1894 Verunglückten auf der Grube "Werresnick" Klinkner Peter aus Masburg und Miesen Hubert aus Laubach. Beide hatten in der Grube eine Sprengladung angesetzt, als diese aber nicht zündete, wollten sich Klinkner und Miesen den Grund des Versagens ansehen. Sie waren fast bis an die Ladung herangekommen, als diese dann verspätet zündete. Klinkner, der als erster ging, flogen die losgesprengten Steine gegen Brust und Kopf, dabei erlitt er so schwere Verletzungen, dass er verstarb ohne das Bewusstsein wieder erlangt zu haben . Miesen erlitt einige Gesichtsverletzungen, konnte aber in einer Bonner Klinik wieder genesen.
Klinkner war der Ehemann von Katharina Steffes und Vater von zwei Kleinkindern, er war 35 Jahre alt

1895, stürzte der Schieferhauer Mohr aus Laubach ebenfalls auf der Grube Werresnick ca. 80 Fuß Tief mit einem Korb und einem Wagen voller Steine ab. Fast ein Wunder war es, dass er nur geringfügige Beinverletzungen durch umherfliegende Steine erlitt. Ebenfalls im Jahr 1895 verunglückte auf der "Constantia" ein Mann aus Masburg tödlich.

03.07.1895 Schüller Josef aus Masburg, 32 Jahre alt, Ehemann von Anna Maria Härig starb bei einem Unfall im Schieferbergwerk. Er war Vater von zwei Kleinkindern

17.02.1896 Gorges Matthias aus Masburg-Schöne Aussicht, 34 Jahre alt und verheiratet mit Margarethe Steffes, Vater von drei Kleinkindern starb durch Unglück in einer Schiefergrube.

05.02.1897 Schneider Peter aus Müllenbach, 34 Jahre alt, Ehemann von Barbara Schopp und Vater von 5 Kleinstkindern verunglückte auf der Grube "Colonia" tödlich

05.01.1898 Gilles Matthias aus Müllenbach, 23 Jahre alt, starb durch einen Steinschlag in der Grube "Holzkaul"

1900 Schmitz Franz aus Müllenbach verunglückte 23 Jahre alt um 1900 in der Schiefergrube tödlich

1906 verunglückte der Schieferbrecher Lenzen aus Laubach tödlich auf der Grube "Maria Schacht".

1907 starb auf der Grube "Herrenwiese" ein Mann aus Müllenbach

1908 verunglückte der Jungmann Walgenbach Hubert aus Laubach auf der Grube "Colonia"

1909 verunglückte tödlich ebenfalls auf "Colonia" Klotz Matthias aus Müllenbach

1910 Gorges, Josef aus Laubach, geboren am 10.11.1892, starb durch einen Unfall im Bergwerk (er wurde zwischen 2 Loren gequetscht)

23.05.1910 Der unverheiratete Schieferbrecher Wollenweber aus Laubach wurde auf der Grube "Herrenwiese" durch einem Stein, der sich aus dem "hangenden" losgelöst hatte getroffen, stürzte und brach sich das Genick. Er war sofort tot.

27.08.1914 verunglückte auf der Grube "Constantia" Kronz Matthias Josef aus Laubach. Durch einen schweren Stein, der auf seinen Rücken fiel, erlitt er eine Lungenquetschung. Er wurde in die Klinik nach Bonn überführt. Das war schon sein 3. Unfall in einer Schiefergrube.

08.09.1914 Nur kurze Zeit nach dem Unfall auf "Constania" ereignete sich ein grauenhafter Unfall auf "Maria Schacht": nach der Mittagsschicht etwa gegen 14 Uhr verunglückte der Grubenaufseher Mohr Josef aus Laubach, ein Vater von 6 Kindern. Mohr fuhr mit vier anderen Bergleuten mit dem Förderkorb in den Schacht ein, von denen drei Personen aber auf der 3. Sohle den Förderkorb verließen. Mohr wollte mit dem anderen Bergmann Klasen aus Müllenbach in 4. Sohle herabfahren, als plötzlich der Korb stehen blieb. Klasen kroch auf Händen und Füßen aus dem Korb und konnte sich retten. Aber, da der Korb nun leichter geworden war, schleuderte er einige Meter in die Höhe, das Drahtseil riss und der Korb stürzte nun ungehindert in die Tiefe. Mohr wurde bei dem Aufprall zu einer unkenntlichen Masse zermalmt, so dass die Leichenteile nur noch zusammengelesen werden konnten.

04.02.1925 Auf der Grube "St. Barbara" verunglückte ein 23-jähriger Mann aus Masburg tödlich. Das Unglück geschah bei Sprengarbeiten.

12.04.1926 Zwei Schieferbrecher aus Leienkaul wurden auf der Grube "Colonia" von herabstürzendem Gestein im Abbau verschüttet. Einer von ihnen konnte gerettet werden, der andere war völlig zerquetscht.

27.05.1936 Berenz Heinrich aus Müllenbach, starb 36 jährig nach einem Grubenunglück

26.07.1949 Auf der Grube "Marienthal" wurde der 23jährige Bergmann Krämer aus Laubach verschüttet. Sofort war eine Rettungsmannschaft der benachbarten Grube "Maria Schacht" herbeigeeilt und konnte sich unter der Leitung des Steigers Gondermann bis dicht an den Verschütteten heranarbeiten. Die Rettungsmannschaft konnte mit ihm sprechen und der Pastor nahm ihm sogar die Beichte ab. Trotz anstrengendster Arbeit gelang es nicht, ihn lebend zu bergen. Die Beine des Verschütteten waren eingeklemmt und ständig rutschte Gestein nach.

10.01.1957 Zwei Bergleute, darunter Klasen Heinrich aus Laubach, gebürtig aus Leienkaul wurden auf der Grube "Mosella-Schacht" bei Mayen-Hausen unter einem 150 Zentner schweren Schieferfelsen begraben, der sich plötzlich aus dem Berg gelöst hatte. Beide Bergleute waren sofort tot. Die Bergleute vom "Maria Schacht" aus Leienkaul hielten in Bergmannsuniform die Ehrenwache am Grabe des verstorbenen Klasen.


Quellen: Familienbücher von Müllenbach und Kaisersesch, Chronik der Volksschule Laubach, ergänzt mit dem Aufsatz "Verunglückte Schieferbrecher" aus der Homepage von Klaus Pinkhaus "schieferverein.de" und dem Beitrag "Schwerverletzter Schieferbrecher - Wer gibt die letzte Ölung?" von Rolf Peters.


Schwerverletzter Schieferbrecher - Wer gibt die letzte Ölung?

Rolf Peters


Im Jahre 1846 waren die Pfarreien Masburg und Müllenbach ohne Pfarrer. Bürgermeister Zilliken aus Kaisersesch beklagte sich bei Landrat Schönberger in Cochem über diese Situation. Die Pfarrei Masburg umfasste:
Masburg mit 565 Seelen, Eppenberg mit 158 Seelen, Hauroth mit 195 Seelen und Calenborn mit 227 Seelen, also insgesamt 1.145 Seelen.
Die Pfarrei Müllenbach bestand damals aus Müllenbach mit 735 Seelen und Laubach mit 496 Seelen, also insgesamt 1.231 Seelen.
Masburg wurde deshalb vom Kaisersescher Pfarrer betreut und Müllenbach durch den Pfarrer von Alflen. Frühgottesdienste fanden in den Pfarrorten nicht statt. Die Gläubigen strömten daher an Sonntagen nach Kaisersesch und überfüllten die Kirche. Die Kaisersescher bekamen oftmals keinen Platz in ihrer eigenen Kirche.
Eine Situation, die wir heute nicht mehr nachvollziehen können, wenn wir unsere leeren Kirchen sehen.

Die unbesetzten Pfarreien führten zu einem Vorfall, den Bürgermeister Zilliken ausführlich beschreibt. Am 27. Mai 1846 ereignete sich in der Schiefergrube des Anton Walgenbach ein Unglück. Dabei wurde der Schieferbrecher Nikolaus Both aus Masburg lebensgefährlich verletzt. Nikolaus Both war um 1814 geboren und hatte vor 1845 die Anna Gertrud Wolff geheiratet.
Both wurde nun aus der Grube in das Haus von Walgenbach auf der "Leyenkaulen etwa eine Stunde von Kaisersesch gelegen" gebracht. Anton Walgenbach lief nach Kaisersesch, um geistlichen und ärztlichen Beistand zu rufen. Er ging davon aus, dass für den Arbeiter Both aus Masburg der Pfarrer in Kaisersesch verantwortlich wäre. Der Kaisersescher Pfarrer lehnte es jedoch ab, nach Leienkaul zu kommen. Both befinde sich zur Zeit in der Pfarrei Müllenbach, für die nicht er, sondern der Pfarrer aus Alflen zuständig sei!
Walgenbach lief nun von Kaisersesch nach Alflen. Inzwischen starb Nikolaus Both in Leienkaul, "ohne dass ihm geistlicher Trost gespendet werden konnte".

Quellen:
LHA Koblenz, Bestand 441, Nr. 15438
Ortsfamilienbuch Masburg-Müllenbach, Nr. 0492

Bergmannslos

Wir schreiten durch die dunklen Gassen,vom Grubenlämpchen matt erhellt;wohl jeder hat daheim gelassen,was ihm das Liebste auf der Welt.Noch ruhn die andern schlafumfangen,uns trägt die Schale in den Schacht,und wenn die Sonne aufgegangen,umfängt uns unten tiefe Nacht.

Wir fördern schweigend um die Wette,von Sturz und Wetterschlag umdroht,gewärtig, daß des Lebens Ketteallstündlich schließen kann der Tod.Und kehren wir zu Tage wieder,fehlt oft ein Freund im Zechenhaus:Er fuhr zur letzten Schicht hernieder,der Tod blies ihm sein Lämpchen aus.

Paul Drechsler


Erläuterung einiger Spezialbegriffe im Schieferbergbau

Dieter Peters

Ausbau

Sicherung von untertägigen Hohlräumen gegen nachbrechendes Gestein
Ausgehendes zutage tretender Teil eines Lagers
Arbeit Gewinnungspunkt im Schieferbergbau
Ausrichtung Anlage der Grube (Strecken, Schächte) bis zum für die Gewinnung vorgesehenen Lager
abtun (einen Schuß) einen Sprengsatz zünden
Berggeschworener der für ein Revier (= unterste Verwaltungseinheit der Bergbehörde) zuständige Bergbeamte; im Schieferbergbau der zuständige Bergpolizeibeamte
Bodenarbeit Gewinnungspunkt unterhalb des Sohlenniveaus
Dreiecksbau Gewinnungsverfahren, bei dem der Schiefer in Pfeilern von dreieckigem Grundriß gewonnen wird, vor allem vor 1835 verbreitet, in Kleingruben auch noch später.
durchörtern eine Gesteinspartie durchstoßen (z.B. mit einem Stollen)
Erbstollen zur Entwässerung mehrerer Gruben angelegte Strecke im Schieferbergbau
fahren, befahren sich im Bergwerk durch Strecken und Schächte fortbewegen
Fahrt(e) Leiter
Fallen Neigung der Schichten gegen eine gedachte horizontale Ebene
Firste die Fläche über dem Kopf, nicht zu verwechseln mit dem Hangenden
Firstkammerbau modernes Verfahren der untertägigen Schiefergewinnung
Flöz abbauwürdige Schicht (siehe Lager, Richt)
Förderleute ungelernte Arbeiter, die den Transport des gewonnenen Materials zur Verarbeitung besorgen, Schlepper
köpfen Herstellen einer Fläche, an der das Werkzeug zur Aufspaltung des Schiefers angesetzt werden kann, durch Sprengen der Rohschieferblöcke. Auf größeren Gruben ab etwa 1880 durch Sägen ersetzt
Schrämhammer Keilhaue, bergmännisches Werkzeug zum Anlegen von Schlitzen im Gestein
Streichen Schnittlinie der Schichten mit einer gedachten horizontalen Ebene
Strecke Weg unter Tage, Stollen
Spalter Arbeiter, der die Rohschieferblöcke zu handelsüblichen Platten verarbeitet; Lehrberuf
Spalteisen Spezialwerkzeug zum Aufspalten der Rohschieferblöcke in Platten; breiter, dünner, langer Meißel mit Schaft, der mit Holzhammer eingetrieben wird; im modernen Verarbeitungsbetrieb mit Preßluft angetrieben.
Stoß seitliche Begrenzung einer abzubauenden Schieferpartie
Zurichter, zurichten randliches Behauen der gespaltenen Schieferplatten für die Dachdeckung; Lehrberuf

Quelle: Schieferdörfer von Christoph Bartels

Links: Peter Gilles, Leienkaul * 1908 + 1986
rechts: Robert Klee, Leienkaul * 1927

 

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