Geschichte der Umgebung
Naziherrschaft im Kloster Maria Martental
oder
"Faust-Recht" über Kloster Maria Martental
Enteignung des Klosters und Vertreibung der Ordensleute während der Naziherrschaft
Von Werner Schumacher, Kaisersesch
Über die Geschichte der Wallfahrtskirche Maria Martental, im Tale des Sesterbaches kurz vor dessen Mündung in die Endert gelegen, und des Klosters auf den Höhen der Endertberge in unmittelbarer Nähe der Straße von Kaisersesch nach Lutzerath, wurde schon viel berichtet, nicht jedoch über Einzelheiten der Verfolgung des Klosters und seiner Bewohner durch die Nationalsozialisten, die schließlich 1941 in der Enteignung des Klosters und der Vertreibung der Ordensleute gipfelte.
Das Kloster, bereits 1135 durch Abt Richard I., von Springiersbach (1105-1137) als Augustiner-Eremitenkloster gegründet, später in ein Nonnenkloster umgewandelt, im 16. Jahrhundert verlassen, zerfallen und nur noch von Eremiten bewohnt, wurde nach Annektierung der westlich des Rheines gelegenen deutschen Gebiete durch die Franzosen 1812 an die Französische Ehrenlegion übereignet. 1813 vom Preußischen Staat übernommen wurde es 1819 an Privat verkauft, wechselte nach dem Kriege 1870/71 noch einmal den privaten Besitzer und wurde schließlich von dem Redemtoristenpater Tillmanns um 1900 gekauft, der 1904 mit der von ihm gegründeten "Gesellschaft der göttlichen Liebe" dort wieder klösterliches Leben erwachen ließ.
Pater Tillmanns verstarb 1918, seine Klostergesellschaft war noch nicht gefestigt und wurde vom Bischof aufgelöst.
1927 erwarb die Deutsche Provinz der Herz-Jesu-Priester das Kloster, die auch Patres und Brüder der "Gesellschaft der göttlichen Liebe" übernahm. 1934/35 wurde die Wallfahrtskapelle im Tal neu erbaut. An der Dekanatswallfahrt 1936 nahmen 25.000 bis 30.000 Pilger teil.
Pater Tillmanns verstarb 1918, seine Klostergesellschaft war noch nicht gefestigt und wurde vom Bischof aufgelöst.
1927 erwarb die Deutsche Provinz der Herz-Jesu-Priester das Kloster, die auch Patres und Brüder der "Gesellschaft der göttlichen Liebe" übernahm. 1934/35 wurde die Wallfahrtskapelle im Tal neu erbaut. An der Dekanatswallfahrt 1936 nahmen 25.000 bis 30.000 Pilger teil.
Pater Bernhard Lödding, Herz-Jesu-Priester und Pfarrvikar der Pfarrei Leienkaul, berichtet ausführlich in einem nicht veröffentlichten maschinenschriftlichen Werk "Kloster Maria Martental 1941 - 1945 Aufhebung und Wiedererstehen" nach Akten, Urkunden und Aufzeichnungen über die Nazizeit. Pater Aloys Huppertz, SCJ, ergänzt diese Ausführungen in seinem Bericht über die Zeit von 1927 bis 1941. Beide Werke, aus denen ich teilweise zusammenfassend berichte, teilweise aber auch zitiere, wurden mir freundlicherweise von Pater Huppertz zur Verfügung gestellt, wofür ich mich ganz herzlich bedanke.
Verfolgung und Glaubenskampf
Der Beginn der Naziherrschaft 1933 bedeutete zugleich Glaubenskampf. Der Widerstand gegen das Regime fand vor allem im vermehrten Glaubensleben seinen Ausdruck. Die großen Wallfahrten nach Maria Martental mit zehntausenden Wallfahrern waren zugleich gewaltige Glaubens und Widerstandskundgebungen vor allem gegen die Unterdrückungsmaßnahmen des dritten Reiches auf dem Gebiet des Glaubens und der Religion. Die aktiven religiösen Zentren, zu denen selbstverständlich die Klöster gehörten, mußten den Nazidiktatoren ein Dorn im Auge sein, kein Wunder also, daß man diese Zentren aufzuheben und auszulöschen versuchte.
Unter Führung des von den Nazis 1937 eingesetzten Amtsbürgermeisters Fritz Faust in Kaisersesch begann ein regelrechtes Kesseltreiben gegen das Kloster und seine Ordensleute, das unter manigfaltigen Begründungen in Szene gesetzt wurde. Am 17. April 1941 was es dann soweit: durch die Geheime Staatspolizei (Gestapo) wurde das Kloster Maria Martental aufgehoben, die Patres und Brüder vertrieben.
Über die Klosteraufhebung und verschiedene Ereignisse vor und nach der Aufhebung wurden 1946 Vernehmungsprotokolle angefertigt, so z.B. von Pater Heider, 1941 Rektor des Klosters, Pater Schemann, Pater Becker, dem Klosterökonom, Bruder Eligius (Friedrich Bohne), dem landwirtschaftlichen Verwalter des Klostergutes und Edmund Ellerich aus Kaisersesch dem ehem. kriegsdienstverpflichteten Leiter des Wirtschaftsamtes des Bürgermeisteramtes Kaisersesch. Diese Protokolle, sowie andere Dokumente und Berichte verschiedener Behörden aus der Nazi-Zeit werden in den meisten Fällen von Pater Lödding wörtlich wiedergegeben.
Seit 1936 war die Gestapo ständig in mehren kleineren und größeren Attacken gegen das Kloster tätig. Der böse Geist und Antreiber der Gestapo in all diesen Jahren war Amtsbürgermeister Fritz Faust von Kaisersesch, mit dessen Amtsantritt die lange Kette der Schikanen begann: Verbote, Bestrafungen, Verdächtigungen und Besudelung des klösterlichen Namens waren an der Tagesordnung. Dorn im Auge dieser Leute war vor allem die wiederaufgebaute Wallfahrtskirche mit ihrem blühenden (Glaubens-) Leben. Schließlich wurde dem Kloster "Volks- und Staatsfeindlichkeit" vorgeworfen.
Am 30.4.1937 erließ die Bürgermeisterei Kaisersesch, unterzeichnet "Oster" als Vertreter des Amtsbürgermeisters, eine polizeiliche Verfügung, wonach alle Wallfahrten und Prozessionen nach Martental verboten waren. Am 14.9.1937, am Tage vor dem Titularfest der Sieben Schmerzen Mariäs, kam von Amtsbürgermeister Faust selbst eine weitere polizeiliche Verfügung mit der untersagt wurde, Predigten aus der Wallfahrtskirche per Lautsprecher ins Freie zu übertragen. Gleichzeitig wurde mitgeteilt, daß ein entsprechender Einspruch gegen diese Anordnung bereits von der Gestapo-Hauptstelle in Berlin verworfen sei.
Dem Kloster wurden Verstöße gegen die Kriegswirtschaftsbestimmungen, also der Unterschlagung und Nichtablieferung von landwirtschaftlichen Erzeugnissen, vorgeworfen, die nach den Kriegswirtschaftsbestimmungen an den Staat abzuliefern waren. Dazu befragt, gab Ellerich 1946 zu Protokoll, daß ihm keine Verstöße des Klosters gegen die Kriegswirtschaftsbestimmungen bekannt waren, im Gegenteil, die Mißwirtschaft in der Klosterlandwirtschaft erst nach dessen Übernahme durch die Gestapo begonnen habe.
Ein nicht ordensanghöriger, landwirtschaftlicher Helfer, den selbst ein vor der Gestapo veranlaßtes psychiatrische Gutachten als "nicht voll zurechnungsfähig" bezeichnete, wurde dazu mißbraucht, zwei alte und kranke Brüder unsittlicher Vergehen zu beschuldigen. Die Brüder wurden verhaftet und mehrere Monate im Gefängnis festgehalten und schließlich, trotz des genannten Gutachtens sogar verurteilt. Pater Lödding kommentiert dazu in seinem Bericht: "Bei einer objektiven Beurteilung dieses Falles wird man sagen müssen, daß diese beiden Brüder in ihrer Hilflosigkeit und bei der Unmöglichkeit ihnen Beistand zu leisten, Opfer des Kesseltreibens der Gestapo geworden sind. Vergehen im Sinne des Gesetzes haben sicher nicht vorgelegen, sonst hätte die Gestapo auch in ganz anderer Weise von den Vorfällen Gebrauch gemacht. Nur ..... Amtsbürgermeister Faust suchte die Dinge in ungebührlicher Weise auszuschlachten."
Diese beiden Brüder wurden nach ihrem Gefängnisaufenthalt von den Barmherzigen Brüdern in Trier aufgenommen und sind kurze Zeit danach verstorben.
Unter Führung des von den Nazis 1937 eingesetzten Amtsbürgermeisters Fritz Faust in Kaisersesch begann ein regelrechtes Kesseltreiben gegen das Kloster und seine Ordensleute, das unter manigfaltigen Begründungen in Szene gesetzt wurde. Am 17. April 1941 was es dann soweit: durch die Geheime Staatspolizei (Gestapo) wurde das Kloster Maria Martental aufgehoben, die Patres und Brüder vertrieben.
Über die Klosteraufhebung und verschiedene Ereignisse vor und nach der Aufhebung wurden 1946 Vernehmungsprotokolle angefertigt, so z.B. von Pater Heider, 1941 Rektor des Klosters, Pater Schemann, Pater Becker, dem Klosterökonom, Bruder Eligius (Friedrich Bohne), dem landwirtschaftlichen Verwalter des Klostergutes und Edmund Ellerich aus Kaisersesch dem ehem. kriegsdienstverpflichteten Leiter des Wirtschaftsamtes des Bürgermeisteramtes Kaisersesch. Diese Protokolle, sowie andere Dokumente und Berichte verschiedener Behörden aus der Nazi-Zeit werden in den meisten Fällen von Pater Lödding wörtlich wiedergegeben.
Seit 1936 war die Gestapo ständig in mehren kleineren und größeren Attacken gegen das Kloster tätig. Der böse Geist und Antreiber der Gestapo in all diesen Jahren war Amtsbürgermeister Fritz Faust von Kaisersesch, mit dessen Amtsantritt die lange Kette der Schikanen begann: Verbote, Bestrafungen, Verdächtigungen und Besudelung des klösterlichen Namens waren an der Tagesordnung. Dorn im Auge dieser Leute war vor allem die wiederaufgebaute Wallfahrtskirche mit ihrem blühenden (Glaubens-) Leben. Schließlich wurde dem Kloster "Volks- und Staatsfeindlichkeit" vorgeworfen.
Am 30.4.1937 erließ die Bürgermeisterei Kaisersesch, unterzeichnet "Oster" als Vertreter des Amtsbürgermeisters, eine polizeiliche Verfügung, wonach alle Wallfahrten und Prozessionen nach Martental verboten waren. Am 14.9.1937, am Tage vor dem Titularfest der Sieben Schmerzen Mariäs, kam von Amtsbürgermeister Faust selbst eine weitere polizeiliche Verfügung mit der untersagt wurde, Predigten aus der Wallfahrtskirche per Lautsprecher ins Freie zu übertragen. Gleichzeitig wurde mitgeteilt, daß ein entsprechender Einspruch gegen diese Anordnung bereits von der Gestapo-Hauptstelle in Berlin verworfen sei.
Dem Kloster wurden Verstöße gegen die Kriegswirtschaftsbestimmungen, also der Unterschlagung und Nichtablieferung von landwirtschaftlichen Erzeugnissen, vorgeworfen, die nach den Kriegswirtschaftsbestimmungen an den Staat abzuliefern waren. Dazu befragt, gab Ellerich 1946 zu Protokoll, daß ihm keine Verstöße des Klosters gegen die Kriegswirtschaftsbestimmungen bekannt waren, im Gegenteil, die Mißwirtschaft in der Klosterlandwirtschaft erst nach dessen Übernahme durch die Gestapo begonnen habe.
Ein nicht ordensanghöriger, landwirtschaftlicher Helfer, den selbst ein vor der Gestapo veranlaßtes psychiatrische Gutachten als "nicht voll zurechnungsfähig" bezeichnete, wurde dazu mißbraucht, zwei alte und kranke Brüder unsittlicher Vergehen zu beschuldigen. Die Brüder wurden verhaftet und mehrere Monate im Gefängnis festgehalten und schließlich, trotz des genannten Gutachtens sogar verurteilt. Pater Lödding kommentiert dazu in seinem Bericht: "Bei einer objektiven Beurteilung dieses Falles wird man sagen müssen, daß diese beiden Brüder in ihrer Hilflosigkeit und bei der Unmöglichkeit ihnen Beistand zu leisten, Opfer des Kesseltreibens der Gestapo geworden sind. Vergehen im Sinne des Gesetzes haben sicher nicht vorgelegen, sonst hätte die Gestapo auch in ganz anderer Weise von den Vorfällen Gebrauch gemacht. Nur ..... Amtsbürgermeister Faust suchte die Dinge in ungebührlicher Weise auszuschlachten."
Diese beiden Brüder wurden nach ihrem Gefängnisaufenthalt von den Barmherzigen Brüdern in Trier aufgenommen und sind kurze Zeit danach verstorben.
Enteignung des Kloster - Vertreibung der Patres und Brüder - Erhebung der Wallfahrtkirche zur Pfarrkirche der Pfarrei Leienkaul
Eingeleitet wurde die Auflösung des Kloster durch eine große Razzia im Kloster, durchgeführt von acht Gestapobeamten, die am 10. Januar 1941 morgens um 9.30 Uhr begann und bis 22.30h dauerte.
Pater Rektor Heider hatte man an diesem Tage "aus dem Verkehr gezogen"; er mußte einer Vorladung zur Staatspolizeileitstelle in Koblenz um 10.00 Uhr morgens Folge leisten, bei der man ihm aber lediglich mitteilte er habe sich noch am gleichen Tag bei Amtsbürgermeister Faust in Kaisersesch zu melden. Bei der Bürgermeisterei Kaisersesch ließ man ihn warten und ohne mit Faust gesprochen zu haben, teilte man ihm abends gegen 18.00 Uhr mit, daß er sich umgehend zum Kloster Martental zu verfügen und sich dort bei der Gestapo zu melden habe.
Bei Beginn der Razzia hatten die Gestapo alle Klosterinsassen in den Speisesaal befohlen und unter Aufsicht genommen. Die Zimmer wurden durchsucht, Personalien aufgenommen und Verhöre durchgeführt, wobei die Befragungen in der Hauptsache über die Wirtschaftsführung des Klosters, die Haus- und Küchenwirtschaft, der Verkehr mit polnischen Kriegsgefangenen, Beichten, Vergehen in sittlicher Hinsicht, die Wallfahrtskirche und die "religiöse Propaganda" erfolgten.
Bedingt durch die Hinhaltetaktik der Gestapo und des Amtsbürgermeisters Faust, traf Rektor, Pater Heider erst gegen 19.30 Uhr im Kloster Martental ein, fand seine Mitbrüder unter Gestapoaufsicht im Speisesaal des Klosters festgehalten und wurde dann selbst noch bis ca. 22.30 von einem Gestapobeamten namens Didinger verhört. Danach verließ die Gestapo das Kloster.
Pater Schemann berichtete, daß er einige Tage später anläßlich einer Goldenen Hochzeit in Kaisersesch von Bürgermeister Faust angesprochen wurde, der ihm sagte: "Bei der nächsten goldenen Hochzeit werden Sie wohl nicht mehr dabei sein!"
Pater Rektor Heider hatte man an diesem Tage "aus dem Verkehr gezogen"; er mußte einer Vorladung zur Staatspolizeileitstelle in Koblenz um 10.00 Uhr morgens Folge leisten, bei der man ihm aber lediglich mitteilte er habe sich noch am gleichen Tag bei Amtsbürgermeister Faust in Kaisersesch zu melden. Bei der Bürgermeisterei Kaisersesch ließ man ihn warten und ohne mit Faust gesprochen zu haben, teilte man ihm abends gegen 18.00 Uhr mit, daß er sich umgehend zum Kloster Martental zu verfügen und sich dort bei der Gestapo zu melden habe.
Bei Beginn der Razzia hatten die Gestapo alle Klosterinsassen in den Speisesaal befohlen und unter Aufsicht genommen. Die Zimmer wurden durchsucht, Personalien aufgenommen und Verhöre durchgeführt, wobei die Befragungen in der Hauptsache über die Wirtschaftsführung des Klosters, die Haus- und Küchenwirtschaft, der Verkehr mit polnischen Kriegsgefangenen, Beichten, Vergehen in sittlicher Hinsicht, die Wallfahrtskirche und die "religiöse Propaganda" erfolgten.
Bedingt durch die Hinhaltetaktik der Gestapo und des Amtsbürgermeisters Faust, traf Rektor, Pater Heider erst gegen 19.30 Uhr im Kloster Martental ein, fand seine Mitbrüder unter Gestapoaufsicht im Speisesaal des Klosters festgehalten und wurde dann selbst noch bis ca. 22.30 von einem Gestapobeamten namens Didinger verhört. Danach verließ die Gestapo das Kloster.
Pater Schemann berichtete, daß er einige Tage später anläßlich einer Goldenen Hochzeit in Kaisersesch von Bürgermeister Faust angesprochen wurde, der ihm sagte: "Bei der nächsten goldenen Hochzeit werden Sie wohl nicht mehr dabei sein!"
Sowohl die Gesellschaft der Herz-Jesu-Priester, als auch die bischöflichen Behörde in Trier, wußten nun "es war 5 Minuten vor Zwölf" wenn man noch etwas retten wollte, mußte dies umgehend geschehen.
Diese Rettungsmaßnahmen mußten vor allen Dingen der Wallfahrtskirche und dem alte Gnadenbild der schmerzhaften Mutter gelten, sie waren vor dem Zugriff der Nazis zu bewahren.
Rettung kam vom Bischof von Trier, Franz-Rudolf Bornewasser, der mit Urkunde vom 19. März 1941, die am 23. März 1941 in Kraft trat, die Wallfahrtskirche Maria Martental zu Pfarr- und Vikariekirche für die bisher zur Pfarrei Müllenbach gehörende Filiale Leienkaul ernannte. Leienkaul war auch bisher schon von den Martentaler Patres seelsorgerisch betreut worden.
Diese Rettungsmaßnahmen mußten vor allen Dingen der Wallfahrtskirche und dem alte Gnadenbild der schmerzhaften Mutter gelten, sie waren vor dem Zugriff der Nazis zu bewahren.
Rettung kam vom Bischof von Trier, Franz-Rudolf Bornewasser, der mit Urkunde vom 19. März 1941, die am 23. März 1941 in Kraft trat, die Wallfahrtskirche Maria Martental zu Pfarr- und Vikariekirche für die bisher zur Pfarrei Müllenbach gehörende Filiale Leienkaul ernannte. Leienkaul war auch bisher schon von den Martentaler Patres seelsorgerisch betreut worden.
Knapp einen Monat später, nämlich am 17. April 1941, kam dann der letzte, der vernichtende Schlag der Nazis. Gegen 10 Uhr morgens erschienen Gestapobeamte im Büro des Rektors und forderten ihn auf einen Zeugen (Pater Becker) zu rufen. Kriminalkommissar Prüß aus Koblenz eröffnete im Beisein zweier weiterer Gestapobeamten den Patres, daß mit sofortiger Wirkung, gemäß Anweisung des Reichssicherheitshauptamtes Berlin, das Kloster Martental mit seinem lebenden und toten Inventar und allen Liegenschaften beschlagnahmt sei und seine Insassen aus Rheinland und Westfalen ausgewiesen würden. Unverzüglich hatten die Patres die augenblicklichen Verhältnisse des Klosters und seiner Landwirtschaft, der Gestapo offenzulegen.
Durch Verhandlungen mit der Gestapo konnte Pater Heider wenigstens erreichen, daß den Klosterinsassen eine Räumungsfrist von 14 Tagen eingeräumt, der Ausweisungsbeschluß auf den Regierungsbezirk Koblenz eingeschränkt wurde, und daß man den Ordensleuten erlaubte, ihre privaten Sachen mitzunehmen, wobei allerdings ihr Gepäck einer strengen Kontrolle unterzogen wurde. Der Gestapobeamte Marquart, wurde zum kommissarischen Leiter des Klosters bestellt. Alle Klosterinsassen waren ihm unterstellt.
Umgehend ließ Marquardt aus dem Sprechzimmer des Pater Rektor alle religiösen Zeichen entfernen und richtet dort sein Büro ein. Das klostereigene Radio hatte er vorher noch konfisziert.
Anschließend hatten sich die Klosterleute unter Gestapoaufsicht im Speisesaal zu sammeln, der Gestapomann Didinger, der bereits im Januar die Razzia durchgeführt hatte, verkündete die Auflösung des Klosters, die Ausweisung der Ordensleute und ordnete Verhaltsmaßregeln an.
Rektor Heider wurde unter Androhung von Strafe dafür verantwortlich gemacht, daß alle Klosterinsassen einzeln und allein und unauffällig das Kloster zu verlassen hätten, erhielt aber die Erlaubnis mit seinem Pater Provinzial in Krefeld über das Unterkommen der Ausgewiesenen zu sprechen.
Der ganze dramatische und für die Klosterleute verhängnisvolle Vorgang war innerhalb von 2 Stunden über die Bühne gegangen, kurz nach Mittag entfernten sich Prüß, Didinger und die übrigen Gestapoleute; nur der kom. Leiter Marquart und ein Koch blieben im Kloster.
In den nächsten Tagen erschien ein Polizeirat van Reth, der sich um die wirtschaftlichen Fragen kümmerte und auch wiederholt mit dem Pater Provinzial und den Martentaler Patres verhandelte.
Pater Rektor Heider schildert den Polizeirat van Reth als im großen und ganzen menschlich, ganz im Gegensatz zu Didinger und Prüß, die er als gehässig und zynisch bezeichnet. Prüß ließ den Rektor sogar für zwei Tage verhaften und in ein Kellergefängnis der Gestapo in Koblenz einsperren, um eine Aussage zu erzwingen.
Bis zum 29. April, als auch Rektor Heider das Kloster verließ, hatten alle Klosterinsassen das Kloster verlassen. Lediglich Bruder Eligius, der landwirtschaftliche Verwalter, wurde von der Gestapo dienstverpflichtet.
Pater Amkreutz, der als Vikar an der Wallfahrtskirche angestellt und deshalb eigentlich nicht von der Ausweisung betroffen war, wurde ebenfalls noch am Abend des 29. April zusammen mit seinem Küster, Bruder Gregor, verjagt und ausgewiesen. Trotzdem Pater Amkreutz, als bischöflich angestellter Pfarrvikar gemäß Wehrgesetz von jedem Wehrdienst frei war, schaffte es die Staatspolizei, trotz Einspruch der bischöflichen Behörde, daß er acht Tage später zum Wehrdienst eingezogen wurde.
Durch Verhandlungen mit der Gestapo konnte Pater Heider wenigstens erreichen, daß den Klosterinsassen eine Räumungsfrist von 14 Tagen eingeräumt, der Ausweisungsbeschluß auf den Regierungsbezirk Koblenz eingeschränkt wurde, und daß man den Ordensleuten erlaubte, ihre privaten Sachen mitzunehmen, wobei allerdings ihr Gepäck einer strengen Kontrolle unterzogen wurde. Der Gestapobeamte Marquart, wurde zum kommissarischen Leiter des Klosters bestellt. Alle Klosterinsassen waren ihm unterstellt.
Umgehend ließ Marquardt aus dem Sprechzimmer des Pater Rektor alle religiösen Zeichen entfernen und richtet dort sein Büro ein. Das klostereigene Radio hatte er vorher noch konfisziert.
Anschließend hatten sich die Klosterleute unter Gestapoaufsicht im Speisesaal zu sammeln, der Gestapomann Didinger, der bereits im Januar die Razzia durchgeführt hatte, verkündete die Auflösung des Klosters, die Ausweisung der Ordensleute und ordnete Verhaltsmaßregeln an.
Rektor Heider wurde unter Androhung von Strafe dafür verantwortlich gemacht, daß alle Klosterinsassen einzeln und allein und unauffällig das Kloster zu verlassen hätten, erhielt aber die Erlaubnis mit seinem Pater Provinzial in Krefeld über das Unterkommen der Ausgewiesenen zu sprechen.
Der ganze dramatische und für die Klosterleute verhängnisvolle Vorgang war innerhalb von 2 Stunden über die Bühne gegangen, kurz nach Mittag entfernten sich Prüß, Didinger und die übrigen Gestapoleute; nur der kom. Leiter Marquart und ein Koch blieben im Kloster.
In den nächsten Tagen erschien ein Polizeirat van Reth, der sich um die wirtschaftlichen Fragen kümmerte und auch wiederholt mit dem Pater Provinzial und den Martentaler Patres verhandelte.
Pater Rektor Heider schildert den Polizeirat van Reth als im großen und ganzen menschlich, ganz im Gegensatz zu Didinger und Prüß, die er als gehässig und zynisch bezeichnet. Prüß ließ den Rektor sogar für zwei Tage verhaften und in ein Kellergefängnis der Gestapo in Koblenz einsperren, um eine Aussage zu erzwingen.
Bis zum 29. April, als auch Rektor Heider das Kloster verließ, hatten alle Klosterinsassen das Kloster verlassen. Lediglich Bruder Eligius, der landwirtschaftliche Verwalter, wurde von der Gestapo dienstverpflichtet.
Pater Amkreutz, der als Vikar an der Wallfahrtskirche angestellt und deshalb eigentlich nicht von der Ausweisung betroffen war, wurde ebenfalls noch am Abend des 29. April zusammen mit seinem Küster, Bruder Gregor, verjagt und ausgewiesen. Trotzdem Pater Amkreutz, als bischöflich angestellter Pfarrvikar gemäß Wehrgesetz von jedem Wehrdienst frei war, schaffte es die Staatspolizei, trotz Einspruch der bischöflichen Behörde, daß er acht Tage später zum Wehrdienst eingezogen wurde.
Wie es nun weiterging, das protokolliert Bruder Eligius Bohne, der als Dienstverpflichteter bis 1. Okt. 1941 im Kloster verblieb, und dessen Bericht auch die von Ellerich bescheinigte "Mißwirtschaft nach Übernahme durch die Gestapo" näher beleuchtet. Die Gestapo sorgte nun einmal für sich selbst: Die vorhandenen Vorräte wurden ohne Quittungsleistung abtransportiert und auch bezugsbeschränkte Waren wahllos verbraucht. Gestapobeamte, die an und für sich überhaupt nichts mit den Vorgängen im Kloster zu tun hatten, kamen zahlreich mit "leerem" Auto und fuhren mit einem "vollen" nach Hause. Bereits in der Zeit vom 22.-29.4.41 entnahm die Gestapo 285 Eier und 251 wurden abgeliefert. Im August stieg der Verbrauch auf 740, im September waren es 533 und es wurde kein Ei mehr abgeliefert. Offenbar für den privaten Verbrauch entnahm die Gestapo Kartoffel, Gemüse, Milch und Federvieh. Außer dem wurden noch Hähnchen verkauft, angeblich für ein Lazarett. Von April bis September wurde jeden Monat ein Schwein geschlachtet. Allein 158 ungeschorene Schafe wurden von einem Gestapomann an einen Großhändler, Remy, aus Koblenz verkauft, angeblich für RM 22,-- pro Stück, obwohl der Marktpreis mindestens bei RM 40,-- pro Stück lag; aber auch von dem erlösten Geld hat niemand etwas gesehen. Polizeirat van Reth packte am 28. Juni 1941 164 Pfd. Honig in sein Auto.
Nach dem dann Bruder Eligius am 1. Oktober 1941 aus der landwirtschaftlichen Verwaltung ausschied, waren mehrere "Verwalter", meist aber nur für einige Tage, tätig.
Dann aber kam der eigentliche Ausbeuter, Kurt Joeres, geboren 1904 in Rheydt, wohnhaft in Koblenz. Er nannte sich Gutsinspektor und war, so Pater Lödding "in seiner Charakterlosigkeit ein übler Handlanger der Gestapo und Gestapospitzel". Oft trat Joeres als Gestapomann auf und bedrohte die Leute mit der Gestapo. Joeres und später auch seine Frau kamen lediglich mit einem Koffer ausgerüstet nach Martental. Im Spätjahr 1941 und Frühjahr 1942 ließ er erhebliches Eigentum des Klosters, vor allem Möbel und Wäsche abtransportieren. Bestandsaufnahmen von April 1941 und April 1942, als die Hitlerjugend das Kloster als Landdienstlehrhof übernahm, beweisen, daß Joeres auch Vorräte im erheblichen Umfange unterschlagen hatte. Aufkäufer für diese Dinge war ein Weiß aus Urbar, der auch, als Joeres auf Anzeige der Hitlerjugend wegen Erpressung und Unterschlagung verurteilt wurde, als Entlastungszeuge für Joeres auftrat. Joeres vermochte es sogar eine Akte vorzulegen, die ihn als Eigentümer des Klostergutes bezeichnete. Noch im Herbst 1944 holte Frau Joeres, unter Protest der Hitlerjugend, einen großen Tel sichergestellter Möbel und andere Utensilien, auch Lebensmittel, mit einem Lastwagen ab. Man beachte das war 1944, als es kaum noch Lastwagen für den zivilen Gebrauch gab. Alle Bemühungen des Landdiensthofes der Hitlerjugend die Wegnahme der Möbel rückgängig zu machen scheiterten und das trotzdem Joeres rechtskräftig zu Gefängnis verurteilt war. Ob er allerdings diese Strafe absitzen mußte, bleibt dahingestellt, denn offenbar stand Joeres auch weiterhin unter Protektion der Gestapo, so schreibt Pater Lödding.
Nach dem dann Bruder Eligius am 1. Oktober 1941 aus der landwirtschaftlichen Verwaltung ausschied, waren mehrere "Verwalter", meist aber nur für einige Tage, tätig.
Dann aber kam der eigentliche Ausbeuter, Kurt Joeres, geboren 1904 in Rheydt, wohnhaft in Koblenz. Er nannte sich Gutsinspektor und war, so Pater Lödding "in seiner Charakterlosigkeit ein übler Handlanger der Gestapo und Gestapospitzel". Oft trat Joeres als Gestapomann auf und bedrohte die Leute mit der Gestapo. Joeres und später auch seine Frau kamen lediglich mit einem Koffer ausgerüstet nach Martental. Im Spätjahr 1941 und Frühjahr 1942 ließ er erhebliches Eigentum des Klosters, vor allem Möbel und Wäsche abtransportieren. Bestandsaufnahmen von April 1941 und April 1942, als die Hitlerjugend das Kloster als Landdienstlehrhof übernahm, beweisen, daß Joeres auch Vorräte im erheblichen Umfange unterschlagen hatte. Aufkäufer für diese Dinge war ein Weiß aus Urbar, der auch, als Joeres auf Anzeige der Hitlerjugend wegen Erpressung und Unterschlagung verurteilt wurde, als Entlastungszeuge für Joeres auftrat. Joeres vermochte es sogar eine Akte vorzulegen, die ihn als Eigentümer des Klostergutes bezeichnete. Noch im Herbst 1944 holte Frau Joeres, unter Protest der Hitlerjugend, einen großen Tel sichergestellter Möbel und andere Utensilien, auch Lebensmittel, mit einem Lastwagen ab. Man beachte das war 1944, als es kaum noch Lastwagen für den zivilen Gebrauch gab. Alle Bemühungen des Landdiensthofes der Hitlerjugend die Wegnahme der Möbel rückgängig zu machen scheiterten und das trotzdem Joeres rechtskräftig zu Gefängnis verurteilt war. Ob er allerdings diese Strafe absitzen mußte, bleibt dahingestellt, denn offenbar stand Joeres auch weiterhin unter Protektion der Gestapo, so schreibt Pater Lödding.
Am 20. April 1942, fast genau ein Jahr nach der Beschlagnahme durch die Gestapo, wurde das Kloster Martental durch den Oberfinanzpräsidenten in Köln der Hitlerjugend zur Verfügung gestellt. Ein ganzes Jahr lang hatte Martental der willkürlichen Bewirtschaftung der Gestapo und eines sog. Verwalters, Joeres, zur Verfügung gestanden. Diese Verwaltung hatte im Volke den denkbar schlechtesten Ruf. Es ist noch anzumerken, daß Joeres nicht Mitglied der NSDAP war, vielleicht sogar wegen seiner Unredlichkeit aus der Partei ausgestoßen worden war; für die Gestapo war Joeres wegen seiner Skrupellosigkeit aber gerade der richtige Mann. Joeres hat viele Leute der Umgebung bedroht, sehr oft oder sogar immer war er bewaffnet. In dieser Weise bedrohte er auch den Bäckermeister Klee aus Leienkaul, als ihm dieser ohne Abgabe von Brotmarken und ohne Bezahlung kein Brot mehr liefern wollte. Joeres stellte sich als Gestapobeamter vor und bedrohte ihn im Falle der Weigerung mit Konzentrationslager.
Von April 1942 bis zum Einmarsch der Amerikaner im März 1945 war Kloster Maria Martental mit seinen Ökonomiegeäuden und seiner Landwirtschaft Landdienstlehrhof der Hitlerjugend der NSDAP.
Die Wiederinbesitznahme
Wenn auch das Kriegsende und zugleich das Ende des "Dritten Reiches" offiziell an das Datum der bedingungslosen Kapitulation, den 10. Mai 1945, geknüpft ist, so ging für Martental die Nazi-Zeit und der schreckliche Krieg am 6. März 1945 zu Ende.
Unter dem Eindruck des Einmarsches der Amerikaner gab Pater Lödding einen ersten Bericht an seinen Pater Provinzial, aus dem ich einige Passagen wiedergebe:
Unter dem Eindruck des Einmarsches der Amerikaner gab Pater Lödding einen ersten Bericht an seinen Pater Provinzial, aus dem ich einige Passagen wiedergebe:
"Schon seit Weihnachten 1944 hatten wir kein Licht mehr, da die Stromzufuhr durch die Kriegseinwirkungen unterbunden war. Es gab keine Zeitung und auch die Rundfunktnachrichtenübermittlung vor allem durch BBC London war ausgefallen. Es ging alles nur noch von Mund zu Mund weiter, allerdings brauchte nun keiner mehr etwas geheim zu halten und im Flüsterton weiterzugeben. Wir fühlten uns befreit, der Druck der Partei und vor allen Dingen der Gestapo war verschwunden. Manchmal hatten wir noch Furcht, der Vormarsch der Amerikaner könne durch Gegenangriffe aufgehalten werden. Aber wer die Zerstörung in den Städten und Dörfern sah und die zusammengeschlagene Wehrmacht, der konnte unmöglich an einen Hitlersieg glauben."
Am 6. März 1945 war morgens schon auf dem Lehrhof der Hitlerjugend ein großes Durcheinander. Am Abend vorher war Bannführer Heibel als SS-Mann erschienen und hatte die Räumung des Hofes befohlen. Die Ehefrauen des Verwalters Christmann und des Melkermeisters Sikora, beide waren regelmäßige Besucher der Wallfahrtskapelle, hielten Pater Lödding auf dem Laufenden und äußerten die Absicht, sich ihm zur Verfügung zu stellen und nicht an der befohlenen Flucht teilzunehmen. Allerdings wurde seitens der Nazis ein starker Druck ausgeübt und allen mit Erschießung gedroht, die sich der Flucht nicht anschließen wollten.
Mitten in diese fieberhaften Fluchtvorbereitungen erschienen dann die amerikanischen Panzerspitzen in Laubach und Müllenbach und man raffte jetzt nur noch alles zusammen, wessen man habhaft werden konnte. Diese Panik benutzten die Familien Sikora und Christmann sich in der Wallfahrtskirche zu verstecken. Mit einem Traktor, 6 Pferden und vollgepackten Wagen verließen die Nazis mit den noch anwesenden Jungen und Mädchen des Landdiensthofes die Flucht. Gegen 17.00 Uhr war der "Braune Spuk und sein 1000jähriges Reich" vorbei und Pater Lödding konnte fürs erste den verbliebenen Besitz in Augenschein nehmen. Der Besitz, das waren die Gebäude mit Möbel und Einrichtungen, ein junges Pferd, 23 Stück Rindvieh, davon 16 Milchkühe und ca. 20 Schweine. Ein Teil der Möbel und Einrichtungsgegenstände, vor allem aber Getreidevorräte, Konserven, Kleider und Wäsche hatten die Nazis allerdings schon im Herbst des Vorjahres nach Asbach im Westerwald abtransportiert.
Am 6. März 1945 kurz nach Mittag, von Ulmen her kommend, über die noch unfertige Autobahn vorstoßend, erschienen plötzlich die Amerikaner an der "Schönen Aussicht". Allerdings, und darüber war man erstaunt, sie begrüßten die "Befreiten" nicht als Freunde, denn für sie war der Krieg noch nicht zu Ende und zudem vermuteten sie in jedem Deutschen einen geheimen und gefährlichen Nazi.
Amerikanische Besatzung, die sich als sehr anständig zeigte, und z.B. das Hauptgebäude nicht belegte, zog jetzt ins Kloster ein. Martental wurde nun Durchgangslager für Ausländer und Flüchtlinge, die vor allem in den Ökonomiegebäuden untergebracht wurden. Diese, "displaced persons", wie sie von den Amerikanern bezeichnet wurden, richteten dann, in nur 14 Tagen, in denen sie im Kloster einquartiert waren in mutwilliger Zerstörungswut erhebliche Schäden an: Die Einrichtung der Ökonomiegebäude, landwirtschaftliche Geräte und Maschinen wurde zerschlagen und vernichtet. Drei Schweine, der gesamte Hühnerbestand und 27 Bienenvölker verschwanden.
Dadurch bedingt, daß kein Zivilist mehr das Kloster betreten durfte, kam es jetzt auch zu Engpässen bei der Viehversorgung. Nach dem das Vieh drei Tage lang nichts mehr zu fressen bekommen hatte, konnte Pater Lödding eine Evakuierung des Viehbestandes zu den Bauern der umliegenden Gehöfte und Dörfer erreichen.
Bei den amerikanischen Truppen, die das Kloster besetzt hatten, handelte es sich um Kampftruppen, die nach kurzem Verbleib weiter zum Rhein vorstießen. Mit deren Kommandanten konnten keine erfolgversprechenden Verhandlungen bezüglich der offiziellen Rückgabe des Klosters geführt werden. Nach wenigen Tagen hatte sich dann aber in Cochem eine amerikanische Militärregierung etabliert, zu der Pater Lödding zusammen mit Pfarrer Schmitz aus Landkern per Fahrrad (die Benutzung von Fahrrädern war eigentlich verboten) hinfuhr. Die Verhandlungen waren erfolgreich. Pater Lödding wurde vom amerikanischen Kommandanten ermächtigt, das Kloster für die deutsche Ordensprovinz der Herz-Jesu-Priester in Besitz zu nehmen und ihm wurde zugesichert, daß die "displaced persons" in den nächsten Tagen das Kloster verlassen würden.
Vom Landratsamt in Cochem und von der Bürgermeisterei Kaisersesch wurden dem Kloster alle damals mögliche Unterstützung zuteil. Als erste Maßnahme stellte die Bürgermeisterei Kaisersesch vier Militärpferde und das notwendige Rohöl zur Wiederaufnahme der landwirtschaftlichen Tätigkeit zur Verfügung. Der ehemalige Verwalter Christmann und der Melkermeister Sikora versorgten zusammen mit drei Knechten die Landwirtschaft. Frau Gretchen Kunze geb. Berenz führte zusammen mit einem Mädchen den Haushalt und erledigte die Gartenarbeit.
Nun konnten die vertriebenen Klosterleute wieder einziehen, wobei, wie Pater Lödding an den Pater Provinzial schrieb "Bruder Eligius, der bei allen Behörden im höchsten Ansehen steht und Pater Becker als Ökonom am aller nötigsten gebraucht werden".
Am 6. März 1945 war morgens schon auf dem Lehrhof der Hitlerjugend ein großes Durcheinander. Am Abend vorher war Bannführer Heibel als SS-Mann erschienen und hatte die Räumung des Hofes befohlen. Die Ehefrauen des Verwalters Christmann und des Melkermeisters Sikora, beide waren regelmäßige Besucher der Wallfahrtskapelle, hielten Pater Lödding auf dem Laufenden und äußerten die Absicht, sich ihm zur Verfügung zu stellen und nicht an der befohlenen Flucht teilzunehmen. Allerdings wurde seitens der Nazis ein starker Druck ausgeübt und allen mit Erschießung gedroht, die sich der Flucht nicht anschließen wollten.
Mitten in diese fieberhaften Fluchtvorbereitungen erschienen dann die amerikanischen Panzerspitzen in Laubach und Müllenbach und man raffte jetzt nur noch alles zusammen, wessen man habhaft werden konnte. Diese Panik benutzten die Familien Sikora und Christmann sich in der Wallfahrtskirche zu verstecken. Mit einem Traktor, 6 Pferden und vollgepackten Wagen verließen die Nazis mit den noch anwesenden Jungen und Mädchen des Landdiensthofes die Flucht. Gegen 17.00 Uhr war der "Braune Spuk und sein 1000jähriges Reich" vorbei und Pater Lödding konnte fürs erste den verbliebenen Besitz in Augenschein nehmen. Der Besitz, das waren die Gebäude mit Möbel und Einrichtungen, ein junges Pferd, 23 Stück Rindvieh, davon 16 Milchkühe und ca. 20 Schweine. Ein Teil der Möbel und Einrichtungsgegenstände, vor allem aber Getreidevorräte, Konserven, Kleider und Wäsche hatten die Nazis allerdings schon im Herbst des Vorjahres nach Asbach im Westerwald abtransportiert.
Am 6. März 1945 kurz nach Mittag, von Ulmen her kommend, über die noch unfertige Autobahn vorstoßend, erschienen plötzlich die Amerikaner an der "Schönen Aussicht". Allerdings, und darüber war man erstaunt, sie begrüßten die "Befreiten" nicht als Freunde, denn für sie war der Krieg noch nicht zu Ende und zudem vermuteten sie in jedem Deutschen einen geheimen und gefährlichen Nazi.
Amerikanische Besatzung, die sich als sehr anständig zeigte, und z.B. das Hauptgebäude nicht belegte, zog jetzt ins Kloster ein. Martental wurde nun Durchgangslager für Ausländer und Flüchtlinge, die vor allem in den Ökonomiegebäuden untergebracht wurden. Diese, "displaced persons", wie sie von den Amerikanern bezeichnet wurden, richteten dann, in nur 14 Tagen, in denen sie im Kloster einquartiert waren in mutwilliger Zerstörungswut erhebliche Schäden an: Die Einrichtung der Ökonomiegebäude, landwirtschaftliche Geräte und Maschinen wurde zerschlagen und vernichtet. Drei Schweine, der gesamte Hühnerbestand und 27 Bienenvölker verschwanden.
Dadurch bedingt, daß kein Zivilist mehr das Kloster betreten durfte, kam es jetzt auch zu Engpässen bei der Viehversorgung. Nach dem das Vieh drei Tage lang nichts mehr zu fressen bekommen hatte, konnte Pater Lödding eine Evakuierung des Viehbestandes zu den Bauern der umliegenden Gehöfte und Dörfer erreichen.
Bei den amerikanischen Truppen, die das Kloster besetzt hatten, handelte es sich um Kampftruppen, die nach kurzem Verbleib weiter zum Rhein vorstießen. Mit deren Kommandanten konnten keine erfolgversprechenden Verhandlungen bezüglich der offiziellen Rückgabe des Klosters geführt werden. Nach wenigen Tagen hatte sich dann aber in Cochem eine amerikanische Militärregierung etabliert, zu der Pater Lödding zusammen mit Pfarrer Schmitz aus Landkern per Fahrrad (die Benutzung von Fahrrädern war eigentlich verboten) hinfuhr. Die Verhandlungen waren erfolgreich. Pater Lödding wurde vom amerikanischen Kommandanten ermächtigt, das Kloster für die deutsche Ordensprovinz der Herz-Jesu-Priester in Besitz zu nehmen und ihm wurde zugesichert, daß die "displaced persons" in den nächsten Tagen das Kloster verlassen würden.
Vom Landratsamt in Cochem und von der Bürgermeisterei Kaisersesch wurden dem Kloster alle damals mögliche Unterstützung zuteil. Als erste Maßnahme stellte die Bürgermeisterei Kaisersesch vier Militärpferde und das notwendige Rohöl zur Wiederaufnahme der landwirtschaftlichen Tätigkeit zur Verfügung. Der ehemalige Verwalter Christmann und der Melkermeister Sikora versorgten zusammen mit drei Knechten die Landwirtschaft. Frau Gretchen Kunze geb. Berenz führte zusammen mit einem Mädchen den Haushalt und erledigte die Gartenarbeit.
Nun konnten die vertriebenen Klosterleute wieder einziehen, wobei, wie Pater Lödding an den Pater Provinzial schrieb "Bruder Eligius, der bei allen Behörden im höchsten Ansehen steht und Pater Becker als Ökonom am aller nötigsten gebraucht werden".
Eine Frage wurde in den bisherigen Ausführungen noch nicht beantwortet, nämlich die, wie sich eigentlich die Bevölkerung in dieser Verfolgungszeit verhalten hat. Pater Lödding hat dazu in seinem Bericht immer wieder hervorgehoben: Trotz aller Verbote, Schikanen, Anschuldigungen und parteiorganisierter "Gegenveranstaltungen" usw., die Gläubigen, und nicht nur die der umliegenden Eifeldörfer, sondern auch aus den Räumen Koblenz, Mayen, dem Maifeld, der Mosel und des Hunsrücks, ließen sich in ihrer Verehrung und ihren Wallfahrten zur Schmerzhaften Muttergottes von Maria Martental nicht beirren.
Ganz besonders kam das zum Ausdruck, als Bischof Bornewasser auf Bitten von Pater Rektor Heider am 14. Juli 1940 einen Bitt- und Anliegensonntag an jedem dritten Monatssonntag in Maria Martental genehmigte. An diesen Sonntagen, von den Menschen einfach "Anliegensonntag" genannt, kamen die Wallfahrer ungerufen in Scharen. Auf Straßen und Wegen hörte man das laute Beten der Pilger, die z.T. bereits Wegstrecken von 3 bis 4 Stunden zurückgelegt hatten. Wenn gegen 13.00 Uhr der Zug aus Richtung Mayen kommend in Kaisersesch eingelaufen war, dann waren es Hunderte, ja oft Tausende, die betend nach Martental zogen. Der Zustrom war so stark, das an den Sonntagnachmittagen mehrere Andachten mit Predigt gehalten werden mußten. Die Beter füllten die Wallfahrtskirche so, daß dem Priester und seinen Meßdienern lediglich noch die oberste Altarstufe verblieb und man sich schließlich sogar gezwungen sah, Zugangsbeschränkungen in der Wallfahrtskapelle einzuführen. Während der Andacht wurden die Seitenportale geschlossen und die Gläubigen nach der Andacht gebeten, die Kapelle durch das Hauptportal und die Sakristei zu verlassen. War die Kirche dann geräumt, wurden die Seitenportale geöffnet und die Gläubigen zur nächsten Andacht dort eingelassen. Nur so konnte noch ein reibungsloser Ablauf gewährleistet werden.
Ganz besonders kam das zum Ausdruck, als Bischof Bornewasser auf Bitten von Pater Rektor Heider am 14. Juli 1940 einen Bitt- und Anliegensonntag an jedem dritten Monatssonntag in Maria Martental genehmigte. An diesen Sonntagen, von den Menschen einfach "Anliegensonntag" genannt, kamen die Wallfahrer ungerufen in Scharen. Auf Straßen und Wegen hörte man das laute Beten der Pilger, die z.T. bereits Wegstrecken von 3 bis 4 Stunden zurückgelegt hatten. Wenn gegen 13.00 Uhr der Zug aus Richtung Mayen kommend in Kaisersesch eingelaufen war, dann waren es Hunderte, ja oft Tausende, die betend nach Martental zogen. Der Zustrom war so stark, das an den Sonntagnachmittagen mehrere Andachten mit Predigt gehalten werden mußten. Die Beter füllten die Wallfahrtskirche so, daß dem Priester und seinen Meßdienern lediglich noch die oberste Altarstufe verblieb und man sich schließlich sogar gezwungen sah, Zugangsbeschränkungen in der Wallfahrtskapelle einzuführen. Während der Andacht wurden die Seitenportale geschlossen und die Gläubigen nach der Andacht gebeten, die Kapelle durch das Hauptportal und die Sakristei zu verlassen. War die Kirche dann geräumt, wurden die Seitenportale geöffnet und die Gläubigen zur nächsten Andacht dort eingelassen. Nur so konnte noch ein reibungsloser Ablauf gewährleistet werden.
Lassen Sie mich zum Schluß meiner Ausführungen einen Gedanken aussprechen, der mir während des Studiums der Aufzeichnungen von Herrn Pater Lödding gekommen ist. Aus den Berichten ist immer wieder herauszulesen, daß der skrupellose sogenannte "Gutsverwalter" Joeres, obwohl selbst nicht Parteimitglied der NSDAP, gewaltige Rückendeckung innerhalb der NSDAP respektive der Gestapo gehabt haben muß. Diese "Protektion", wie es Pater Lödding nennt, hörte selbst dann nicht auf, als Joeres bereits wegen Unterschlagung und Erpressung zu einer Gefängnisstrafe verurteilt war, im Gegenteil auch danach trieben er, bzw. seine Frau ihr Unwesen.
Joeres war gebürtigt aus Rheydt bei Mönchengladbach. Faust wurde 1937 von der NSDAP als Amtsbürgermeister in Kaisersesch eingesetzt, war in Kaisersesch Ortsgruppenleiter der NSDAP, ließ 1939 Ortsbürgermeister Gansen in Kaisersesch aus seinem Amt entfernen und übernahm selbst dessen Amt. 1939/40 wurde er zusätzlich noch mit der Leitung der SD-Außenstelle (SD=Sicherheitsdienst der NSDAP) Cochem im SD-Unterabschnitt Koblenz beauftragt. Ein wichtiger Mann in der NSDAP, vielleicht sogar der wichtigste im Kreis Cochem. Faust hatte bevor er nach Kaisersesch kam, zusammen mit dem NSDAP-Kreisleiter im Kreis Cochem, Fritz Wipper, seit 1931 im Raum Trier die NSDAP-Organisationen aufgebaut und wurde als "alter Kämpfer der NSDAP" bezeichnet. Und Faust war vor 1931 stellvertretender Leiter des Arbeitsamtes in Mönchengladbach!! War Joeres vielleicht ein "guter Bekannter" des Faust? Ich weiß es nicht, aber vielleicht ist hier der Grund für die "Protektion" zu suchen?
Joeres war gebürtigt aus Rheydt bei Mönchengladbach. Faust wurde 1937 von der NSDAP als Amtsbürgermeister in Kaisersesch eingesetzt, war in Kaisersesch Ortsgruppenleiter der NSDAP, ließ 1939 Ortsbürgermeister Gansen in Kaisersesch aus seinem Amt entfernen und übernahm selbst dessen Amt. 1939/40 wurde er zusätzlich noch mit der Leitung der SD-Außenstelle (SD=Sicherheitsdienst der NSDAP) Cochem im SD-Unterabschnitt Koblenz beauftragt. Ein wichtiger Mann in der NSDAP, vielleicht sogar der wichtigste im Kreis Cochem. Faust hatte bevor er nach Kaisersesch kam, zusammen mit dem NSDAP-Kreisleiter im Kreis Cochem, Fritz Wipper, seit 1931 im Raum Trier die NSDAP-Organisationen aufgebaut und wurde als "alter Kämpfer der NSDAP" bezeichnet. Und Faust war vor 1931 stellvertretender Leiter des Arbeitsamtes in Mönchengladbach!! War Joeres vielleicht ein "guter Bekannter" des Faust? Ich weiß es nicht, aber vielleicht ist hier der Grund für die "Protektion" zu suchen?
Im übrigen, was aus den hier genannten "Nazipersönlichkeiten" geworden ist, ob sie bestraft wurden oder sich der Strafe entziehen konnten, das ist offenbar nicht mehr zu recherchieren. Von Faust heißt es lediglich: "Er hatte sich, als die Amerikaner in Kaisersesch einrückten 'abgesetzt'.
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